top of page
  • Autorenbild@Nika

Der Begriff Henotheismus im Vergleich zum Monotheismus


Die Statue des ägyptischen Pharaos Echnaton (1372 v. Chr. – 1336 v. Chr.) und ein Auszug aus seiner Sonnenhymne haben einen Platz im neuen Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (NMEC - National Museum of Egyptian Civilization) in Kairo erhalten. Denn Echnaton gilt, gemeinsam mit Moses, in der Religionswissenschaft häufig als Begründer des Monotheismus. Gleichzeitig wird Echnatons Religion auch als Henotheismus bezeichnet. Die nachstehende Erläuterung zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Begriffe.


Die monotheistischen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, haben den Glauben an einen einzigen Gott gemeinsam. Monotheismus wird definiert als „Anerkennung und Verehrung nur eines einzigen Gottes […] Sie [Anm.: die Religionen des Monotheismus] betont die metaphysische Absolutheit Gottes und dessen Ewigkeit, Allmacht und Allwissenheit“¹. Der Glaube und auch die Existenz mehrerer Götter wird verneint und als Sünde angesehen. Im Vordergrund des Monotheismus steht die religiöse Erfahrung des Menschen mit Gott.² Die Verehrung eines gemeinsamen Gottes verbindet den Henotheismus und den Monotheismus. Im Gegensatz zum Monotheismus leugnet der Henotheismus die Existenz weiterer Götter jedoch nicht. Egon Friedell definiert in seiner Kulturgeschichte des Altertums den Henotheismus wie folgt: „Wir haben es hier [Anm.: mit dem Henotheismus] mit einem Monotheismus zu tun, der aber doch wieder keiner ist (denn der Glaube an die anderen Götter lebt weiter), mit einer Art polytheistischem Monotheismus.“³


Kulturgeschichtlich tritt der Henotheismus zu Zeiten Echnatons erstmalig auf. Anders als Friedell sieht Jan Assmann hinsichtlich der Begrifflichkeit eine Verbindung zwischen Moses und Echnaton: „Beiden wird dieselbe Tat zugeschrieben: die Einführung des Monotheismus. Moses verkündet die zehn Gebote, in denen Gott unter anderem fordert: ,Du sollst keine anderen Götter haben neben mir'. Echnaton pries seinen Gott Aton mit den Worten ,es gibt keinen außer dir’ [Anm.: in der Sonnenhymne] und verfolgte alle anderen Götter mit der Schließung ihrer Tempel, dem Verbot ihrer Kulte und der Zerstörung ihrer Namen und Bilder.“⁴ Assmann bezeichnet den neuen Glauben an nur einen Gott, sowohl von Echnaton als auch von Moses, als Gegenreligion zum Polytheismus.⁵ Den Unterschied zwischen Moses und Echnaton sieht Assman hingegen darin, dass für Echnaton geschichtliche und literarische Beweise existieren, die für Moses fehlen.⁶ Ein weiterer Unterschied zwischen Echnaton und Moses liegt laut Friedell darin, dass der Henotheismus Echnatons chaotisch und ohne Systematik war.⁷ Über Moses hingegen schreibt wiederum Assmann: „Moses wurde zum Symbol des normativen Charakters der jüdischen Religion.“⁸


Somit verbindet den Henotheismus und den Monotheismus die Verehrung eines einzigen Gottes, Henotheismus verleugnet jedoch die Existenz weiterer Götter nicht. Dass sich der Monotheismus gegenüber dem Henotheismus durchgesetzt hat, mag an dem wenig systematischen Glauben Ägyptens zu Zeiten Echnatons liegen und dass die Erinnerungen an Echnaton als Person nach seinem Ableben vernichtet wurden. Moses jedoch manifestierte Gesetze und Regeln, die bis heute für die monotheistischen Religionen Gültigkeit haben.


¹ Lanczkowski, G. und Hülsewiesche, R.: Monotheismus.

² Vgl. ebd.

³ Friedell, E.: Kulturgeschichte des Altertums, S. 389 f.

⁴ Assmann, J.: Moses und Echnaton: Religionsstifter im Zeichen der Wahrheit , S. 33.

⁵ Ebd.

⁶ Vgl. ebd., S. 34.

⁷ Vgl. Friedell, E.: Kulturgeschichte des Altertums, S. 390 f.

⁸ Assmann, J.: Moses und Echnaton: Religionsstifter im Zeichen der Wahrheit, S. 34.

 

Literaturverzeichnis:

Assmann, Jan: Moses und Echnaton: Religionsstifter im Zeichen der Wahrheit. In: Bärbel Köhler (Hg.): Religion und Wahrheit, Religionsgeschichtliche Studien; Gernot Wießner zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 1998, S. 33–44, S. 33–34.

---

Friedell, Egon: Kulturgeschichte des Altertums, kommentierte, überarbeitete und digitalisierte Fassung, o.O. 2016, S. 388–391.

---

Lanczkowski, Günter/Hülsewiesche, Reinhold: Monotheismus. In: Joachim Ritter/Karlfried Gründer/Gottfried Gabriel (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie online (DOI: 10.24894/HWPh.5282, letzter Abruf: 30.10.2022).


bottom of page