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Lilas und Yaron
At least it was a day Jeden Sommer treffen wir uns in Wacken. Promoter, Jurymitglieder, Bands, Familie und Freunde. Wir organisieren weltweit den Bandnachwuchswettbewerb für Wacken und sind im Finale des Metal Battle in Wacken auf dem Festival alle mit dabei. Ich selbst bin für die Region Naher Osten verantwortlich und brachte schon Bands aus Ägypten, dem Libanon und aus Saudi Arabien auf das größte Metalfestival der Welt. Das einzige, was uns tatsächlich alle miteinander verbindet, ist die Musik. Und zu einigen Menschen sind tiefe Freundschaften entstanden. Dieses Jahr bewerteten wir die Bands des Finales in praller Sonne und waren daher abends müde und hungrig. Ich fand mich – eher zufällig – dann bei einem Abendessen an einem Tisch wieder, der politisch so in gar keinem Fall vorgesehen ist. Neben mir, einer deutschen Frau, verantwortlich für den Bandwettbewerb im Nahen Osten, saßen zwei Jungs unserer ägyptischen Band, der israelische Promoter und seine Frau mit am Tisch. Zwei Männer der saudischen Band bogen gerade zu uns um die Ecke, als draußen ein Feuerwerk los ging. Unser ganzer Tisch fuhr beim ersten Knall erschrocken zusammen. Die Ägypter, weil sie alt genug sind, sich an die Revolution in 2011 zu erinnern, mein Promoter-Kollege und seine Frau ob des aktuellen Krieges in Israel. Ich, weil ich mich erschrocken habe, weil alle anderen aufschreckten. Das war sie dann wieder – die Realität des Nahen Ostens. Bislang kenne ich keinen Ort außer dem Wacken Festival, an dem Politik komplett außen vor bleibt und sich wie selbstverständlich ausschließlich Menschen begegnen. Inzwischen sind wir alle in unsere Realitäten zurückgekehrt. Die Deutsche Welle fasst die aktuelle Eskalation in Nahost heute treffend zusammen. Sie sagt, Israel sieht seine Angriffe auf die Hisbollah im Libanon als notwendig an, um die Sicherheit im Norden zu gewährleisten und die Rückkehr der evakuierten Israelis zu ermöglichen. Premier Netanjahu betont, dass die Hisbollah entwaffnet werden müsse, um diese Rückkehr zu sichern. Sanam Vakil von Chatham House argumentiert jedoch, dass Israel auch andere Ziele verfolge, wie die Trennung des Konflikts in Gaza von der Hisbollah-Bedrohung im Libanon und die Durchsetzung der UN-Resolution 1701. Diese fordert die Entwaffnung der Hisbollah, was bisher nicht umgesetzt wurde. Die Eskalation lenkt zudem vom fortwährenden Krieg in Gaza ab, wo keine klare Strategie für die Zeit nach dem Konflikt sichtbar ist. Ich denke an Lilas und Yaron. Lilas ist Promoterin in meinem Team und verantwortlich für den libanesischen Metal Battle in Beirut in 2025. Yaron ist ein befreundeter Musikjournalist und Fotograf in Wacken, der nördlich von Tel Aviv mit seiner Familie in Haifa lebt. Beide werden sich auf dem nächsten Wacken Festival zwangsläufig begegnen. Wie gehen sie mit der aktuellen Situation um? Ich frage beide. Sie schießen selbst auf christliche Siedlungen Der Angriff Israels beschränkt sich längst nicht mehr auf die von der Hisbollah besetzte Region, sondern hat auch den Rand von Beirut erreicht. „Sie schießen selbst auf christliche Siedlungen", erzählt mir Lilas mit Entsetzen. Die Ohnmacht ist groß, und die Menschen im Libanon fühlen sich hilflos und alleine gelassen. „Wir haben keine Regierung, keine Polizei und kein Militär. Es ist niemand da, der uns hilft, und wir sind denen, die einfach auf uns schießen, ausgeliefert. Es besteht für uns keine Möglichkeit zu handeln und es ist reine Willkür, was mit uns passiert. Wir wissen nicht, was wann passiert. Ich kann nicht nach Beirut in die Stadt, weil ich nicht weiß, ob mir dann nicht eine Rakete auf den Kopf fällt. Israel hat den Iron Dome, Waffen, eine Regierung und Militär", fährt sie fort. Lilas klingt einerseits wütend und andererseits hilflos. Wütend ist sie, weil sie versucht, ihr Leben neu zu sortieren. Sie bewirbt sich für ein Stipendium ausserhalb Libanons und wäre damit nicht die erste, die den Libanon verlässt. Ihre weiteren Bandkolleginnen und auch andere befreundete Bands sind längst im Ausland. A. ist in Canada, M. in den USA, L. meines Wissens in Deutschland. Wütend ist sie, denn sie sagt: „Immer wenn ich einen Schritt weiter gehen will in meinem Leben, bin ich diesem Land ausgeliefert". Denn die jetzigen Ereignisse sind nicht wirklich neu für sie. Im 33-Tage-Krieg in 2006 Hisbollah – Israel war sie elf, als Beirut's Hafen in die Luft flog und zu Coronazeiten Mitte zwanzig. Sie kennt Bombenangriffe, Hilfsaktionen und Aufräumarbeiten und hat mit zahlreichen weiteren jungen Menschen gegen alles protestiert. „Jetzt", sagt sie, „jetzt ist alles noch viel schlimmer, denn jetzt haben wir gar nichts mehr". Die wirtschaftliche Krise im Libanon – siehe auch meinen Artikel „ Beirut auf dem Web in die Hoffnungslosigkeit " – wurde durch die Explosion des Hafens und Corona noch verstärkt. Lilas berichtet weiter, dass die Libanesen tolle Leute wären. Sie selbst wohnt derzeit in den Bergen in der Nähe Beiruts, und alle jungen Menschen dort hätten eine Notfallhilfe für die Vertriebenen gestartet. Sie schickt mir ein Foto, auf dem zahlreiche Sachspenden zu sehen sind. Sie ist dankbar für die viele Hilfe und froh, etwas tun zu können. Das Nichts-Tun-Können und das Ausgeliefert sein wäre nach wie vor das Schlimmste. Plötzlich wechselt sie das Thema und entschuldigt sich, dass sie Dienstag nicht am Team-Meeting teilnehmen konnte. Sie möchte unbedingt den Metal Battle in Beirut nächstes Jahr durchführen und will daher mit dem eventuellen Veranstaltungsort erstmal online verhandeln. Bis sie wieder sicher nach Beirut kann. „Die sollen uns doch alle in Ruhe lassen", meint sie zum Schluss. „Warum gehen die nicht in die Wüste und streiten sich dort? Warum lassen sie unsere Leute nicht in Ruhe? Wir wollen doch einfach nur leben". Es ist ein ungleicher Kampf Statt sich aber auf abgelegenen Dünen in der Wüste zu begegnen, kämpfen das israelische Militär, die Hamas und die Hisbollah mitten in dicht besiedelten Gebieten. Es ist ein ungleicher Kampf, wie mir unter anderem Prof. Dr. Michael Wolffssohn in einem Werkstattgespräch des Presseclubs München im Winter bestätigte. Die Hamas und Hisbollah sind keine regulären Armeen, sondern Milizen und Terrororganisationen, die sich nicht an internationale Regeln des Kriegsrechts halten. Sie operieren oft aus Wohngebieten heraus und nehmen dabei bewusst zivile Opfer in Kauf. Der entscheidende Unterschied zu einem regulären Militär wie dem israelischen ist, dass Hamas und Hisbollah keine klaren militärischen Strukturen oder Rechenschaftspflichten haben. Die Hisbollah unterstützt die Hamas aufgrund ideologischer und strategischer Allianzen gegen Israel, indem sie militärische Ressourcen teilen und koordinierte Angriffe durchführen. Dabei spielt der Iran eine zentrale Rolle, da er beide Gruppen finanziell und militärisch unterstützt, um seinen Einfluss in der Region zu sichern und Israel als gemeinsamen Feind zu bekämpfen. Während die israelische Bevölkerung durch moderne Verteidigungssysteme wie den Iron Dome vor vielen Raketenangriffen geschützt ist, fehlen der Zivilbevölkerung im Gazastreifen und im Libanon solche Schutzmaßnahmen. Dies führt zu unverhältnismäßig hohen zivilen Opfern auf palästinensischer und libanesischer Seite. Mein Sohn hat Angst zu sterben Der Iron Dome kann zwar zahlreiche Raketen abfangen, doch von einer entspannten Situation in Israel kann wirklich nicht gesprochen werden. Yaron postet immer dann, wenn er mit seiner Familie etwas normales unternehmen kann, das nichts mit Angriffen oder Krieg oder Angst zu tun hat, einen Ausflug beispielsweise: „Today was a day" (Heute war ein Tag). Noch in Wacken fragte ich ihn, was er damit meine. Er traue sich schon lange nicht mehr, von guten Tagen zu sprechen, er sei schon froh, wenn nichts passiere. „Today was at least a day" – damit seien sie derzeit schon zufrieden. Zum Thema Libanon sagt er mir, dass Libanon zwar offiziell ein Staat sei. Aber die Hisbollah hätte den Libanon besetzt, wäre so etwas wie ein Staat im Staat und würde das Land der Libanesen für ihre eigenen Interessen nutzen. Er bezeichnet sie auch nicht als Terrororganisation, sondern als Armee, weil sie wesentlich besser ausgerüstet seien als die Hamas in Gaza. Die Hisbollah würde seit dem 7. Oktober sozusagen täglich auf Israel schießen mit der Begründung, die sie immer böten, wenn sie Israel angriffen: Aus Solidarität mit der Hamas. Yaron meint, die Hisbollah würde ja im Wesentlichen versuchen, militärische Ziele in Israel anzugreifen, allerdings würden sie oft daneben schießen. Ok, so hat er es nicht wörtlich gesagt. Er berichtet aber davon, dass der Norden Israels seit Oktober des letzten Jahres evakuiert sei und die Menschen inzwischen in Tel Aviv oder Haifa lebten. Haifa sei aber auch inzwischen in der Schusslinie. Israel würde sich verteidigen und im Wesentlichen auf Artillerie und relevante Personen der Hisbollah und Waffenlager zielen. Und ähnlich wie die Hamas, würde auch die Hisbollah zivile Einrichtungen und Personen für ihre Zwecke missbrauchen und beispielsweise aus Apartments heraus schießen. Die Libanesen, die nichts mit der Hisbollah zu tun haben und einfach dort nur leben wollen, die tun ihm leid und er hat überhaupt nichts gegen diese Menschen. Und er weiß, dass Israel wesentlich besser gestellt ist als die Menschen im Libanon. Auf der anderen Seite sieht er seinen eigenen kleinen Sohn mit neun Jahren. Yaron erklärt, dass jedes modernere Haus in Israel einen Bunker haben müsse. Dieser Bunker sei derzeit sein Büro. Weil sein Sohn Angst habe, er könne nachts den Bombenalarm nicht rechtzeitig hören und es daher nicht mehr rechtzeitig vom Kinderzimmer in den Bunker schaffen, besteht er seit Oktober darauf, auf einer Matratze im Bunker zu übernachten. Man erkläre den Kindern, dass die Hisbollah auf Israel schießen würde. Sie hören jeden Tag die Flugzeuge und Raketen. Das Schwierige wäre zu erklären, dass die Leute im Libanon selbst den Israelis gar nichts Böses wollen, sondern dass das die Hisbollah sei. Und wie Kinder so fragen, möchten sie wissen: „Warum sagen sie denen denn nicht, sie sollen damit aufhören?" oder „Warum werfen die denn die Hisbollah nicht einfach aus dem Land?". Es wäre quasi unmöglich, Kindern verständlich zu machen, wieso es einer Miliz wie der Hisbollah möglich sei, ein Land zu besetzen, um Menschen in einem anderen Land zu töten. Auch eine kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig Es fällt Yaron sichtlich schwer, über Netanjahu zu sprechen. Dieser Mann gehöre ins Gefängnis, und das Mindeste sei sein Rücktritt. Er wisse aber nicht, ob eine neue Regierung die Situation verbessern könne. Beide Kriege, in Gaza als auch im Libanon, müssen umgehend aufhören. Vor allem aber sollen die restlichen 101 entführten Menschen, tot oder lebendig, aus Gaza nach Israel zurück gebracht werden. Aber seit der verstärkten Eskalation mit der Hisbollah hätte niemand mehr über Gaza oder die Geiseln gesprochen. Sie, Yaron und seine Freunde, wären zu unzähligen Demos gegangen und hätten stundenlang auf den Plätzen und Straßen gestanden. Und jetzt wären diese Menschen einfach vergessen. Netanjahu hat es geschafft, die Stimmen für die Befreiung der Geiseln verstummen zu lassen. Er wiederholt nochmal, dass ihm die Libanesen leid tun und dass er wisse, dass sie leiden. Er sei aber sicher, dass sie nicht wegen Netanjahu leiden, sondern weil sie von der Hisbollah besetzt seien und die Hisbollah sie für ihre Zwecke missbrauchen würde. Eine Lösung sieht Yaron auf keinen Fall durch militärische Operationen. Das führe letztendlich zu nichts. Der Konflikt muss vielmehr durch eine weise, ausgewogene Lösung enden. Wenn alles gut geht, werden sich Lilas und Yaron nächstes Jahr in Wacken treffen. Wenn wir Glück haben, werden sie sich als diejenigen Menschen treffen, die wissen, dass sie den jeweiligen Aktivitäten der Regierungen mehr oder weniger ausgeliefert sind. Dennoch frage ich mich, was das alles letztendlich mit den Menschen macht und welche Spuren bleiben. Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem Lilas in Beirut vor Ort mit unserem Partner für den Metal Battle sprechen kann und Yaron endlich postet: „Today was a good day" (Heute war ein guter Tag.)
Barrierefreiheit - Worüber reden wir eigentlich?
Wer sich nicht mit dem Thema beschäftigt, dem fallen zum Stichwort Barrierefreiheit vor allem Rollstuhlfahrer und Rampen oder vielleicht noch akustische Signale an Ampeln ein. Das hat damit zu tun, dass uns Rollstuhlrampen oder akustische Signale regelmäßig im Alltag begegnen, Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen oft aber nicht Teil unseres Umfeldes sind. Daher sind uns auch Barrieren, mit denen sich Menschen mit Behinderungen auseinandersetzen müssen, oft auch fremd. Dabei ist das Thema Barrierefreiheit wesentlich vielfältiger, als es auf den ersten Blick anmutet. Damit ich als Verbraucherjournalistin qualitative Ratgeber schreiben oder Texte unter dem Aspekt Barrierefreiheit erstellen kann, möchte ich, um meinen eigenen Ansprüchen zu genügen, Expertin in dem Thema werden. Daher bereite ich mich gerade auf die Prüfung als „Zertifizierte Fachkraft für Kernkompetenzen der Barrierefreiheit" des IAAP ( International Association of Accessibility Professionals) vor. Geprüft werden Behinderungen, Herausforderungen und Assistive Technologien Barrierefreiheit und Universal Design Normen, Gesetze und Managementstrategien Um Behinderungen zu verstehen, werden diese in Modellen klassifiziert. Mithilfe der theoretischen Modelle wird versucht, Behinderungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und besser zu verstehen. Nachstehend eine Tabelle mit einer Übersicht der wichtigsten Modelle mit ihren Stärken und Schwächen: Modell Beschreibung Stärken Schwächen Medizinisches Modell Betrachtet Behinderung als ein Problem des Individuums, das durch medizinische Interventionen behandelt und geheilt werden sollte. Fokus auf Behandlung und Verbesserung der Lebensqualität durch medizinische Fortschritte. Reduziert Behinderung auf ein persönliches Problem, ignoriert gesellschaftliche und umweltbedingte Barrieren. Soziales Modell Sieht Behinderung als Ergebnis der Interaktion zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und gesellschaftlichen Barrieren. Betont die Notwendigkeit, gesellschaftliche Barrieren zu beseitigen, um Inklusion zu fördern. Kann die Bedeutung individueller medizinischer Bedürfnisse und Behandlungen unterbewerten. Biopsychosoziales Modell Kombination aus medizinischem und sozialem Modell, berücksichtigt biologische, psychologische und soziale Faktoren. Ganzheitlicher Ansatz, der die Komplexität von Behinderung und deren Auswirkungen auf das Leben eines Menschen anerkennt. Kann in der Praxis schwierig umzusetzen sein, da er eine umfassende Bewertung und Intervention erfordert. Kulturelles Modell Untersucht, wie kulturelle Normen und Werte die Wahrnehmung und das Verständnis von Behinderung beeinflussen. Erhöht das Bewusstsein für die kulturellen Aspekte und deren Einfluss auf die Wahrnehmung von Behinderung. Kann die praktischen Aspekte der Barrierefreiheit und direkte Interventionen vernachlässigen. Rechtliches Modell Fokus auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen und wie Gesetze und Richtlinien sie schützen und ihre Teilhabe fördern sollen. Schützt und fördert die Rechte durch gesetzliche Vorgaben, unterstützt systematische Veränderungen. Umsetzung kann von der gesetzlichen Durchsetzung und politischen Willen abhängen. Ökonomisches Modell Analysiert die wirtschaftlichen Auswirkungen von Behinderung auf Individuen und die Gesellschaft. Betont die ökonomischen Vorteile von Inklusion und Barrierefreiheit, fördert wirtschaftliche Argumente. Kann menschliche und soziale Aspekte der Behinderung und Inklusion unterbewerten. Das medizinische und soziale Modell sowie das biopsychosoziale Modell als Kombination der beiden erstgenannten haben für Lösungen in der Barrierefreiheit eine besonders hohe Bedeutung. Werden medizinische Aspekte verstanden, lassen sich, vor allem, wenn eine Heilung nicht möglich ist, körperlich bedingte Barrieren reduzieren. Das soziale Modell stärkt die Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben. Das rechtliche Modell bildet entsprechend die rechtliche Grundlage, um Menschen mit Behinderungen zu schützen. Im kulturellen Modell wird dann abgebildet, ob das auch gelingt und die Menschen in einer Kultur einen gleichberechtigten Stellenwert genießen. Ihr Stellenwert in der Arbeitswelt fließt in das ökonomische Modell mit ein. Das moralische Modell ist veraltet. Beim moralischen Modell handelt es sich um eine historische Variante. Es betrachtete Behinderungen als Folge von moralischem oder spirituellem Versagen, göttlicher Bestrafung oder dämonischer Besessenheit. Personen mit Behinderungen wurden oft als Sünder oder spirituell unzureichend stigmatisiert und ausgegrenzt. Moderne Ansätze lehnen diese diskriminierenden Ansichten ab. Die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen sind wesentlich jünger, als man annehmen könnte. Der Artikel drei im Grundgesetz wurde erst am 15. November 1994, also vor etwa dreißig Jahren, zugunsten von Menschen mit Behinderung ergänzt. In Artikel 3 Absatz 3 heißt es seitdem Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Und um die Aufnahme dieser Ergänzung wurde im Vorfeld lange gestritten und zahlreiche Diskussionen und Unterschriftenaktionen waren dafür notwendig. Ein Zeichen dafür, dass diese Gleichbehandlung lange keine Selbstverständlichkeit war. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), das Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen beseitigen und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie eine selbstbestimmte Lebensführung gewährleisten soll, gibt es sogar erst seit 2002. Das Gesetz verpflichtet öffentliche Stellen, Barrieren abzubauen und Kommunikation sowie Zugänglichkeit barrierefrei zu gestalten. In §1 heißt es dort unter anderem Ziel dieses Gesetzes ist es, die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen und zu verhindern sowie ihre gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen. Dabei wird ihren besonderen Bedürfnissen Rechnung getragen. Um Barrierefreiheit gewährleisten zu können, müssen die Herausforderungen und Barrieren der jeweiligen Behinderung oder Erkrankung bekannt sein. Beeinträchtigungen beziehen sich nicht nur auf körperliche Einschränkungen. Behinderungen lassen sich beispielsweise wie folgt beschreiben: Körperliche Behinderungen: Diese betreffen die körperliche Beweglichkeit und Funktionalität. Beispiele sind Lähmungen, Amputationen, Rückenmarksverletzungen, Muskelerkrankungen oder chronische Krankheiten wie Multiple Sklerose. Sensorische Behinderungen: Diese beeinträchtigen die Sinneswahrnehmung. Dazu gehören Sehbehinderungen (wie Blindheit oder Sehbehinderungen), Hörbehinderungen (wie Taubheit oder Hörverlust) und andere sensorische Einschränkungen. Kognitive oder geistige Behinderungen: Diese betreffen die kognitive Funktion und intellektuelle Fähigkeiten. Hierzu gehören Entwicklungsstörungen, geistige Behinderungen, Autismus-Spektrum-Störungen, Lernschwierigkeiten und andere kognitive Einschränkungen. Psychische oder psychische Behinderungen: Diese beeinflussen die psychische Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden. Beispiele sind Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen und andere psychische Erkrankungen. Chronische Krankheiten und unsichtbare Behinderungen: Diese können eine Vielzahl von physischen oder psychischen Gesundheitszuständen umfassen, die dauerhaft oder langfristig sind und das tägliche Leben beeinträchtigen können, wie z.B. Diabetes, chronische Schmerzen, Fibromyalgie, chronisches Müdigkeitssyndrom und andere. In einkommensschwachen Ländern wie Indien leben oft besonders viele Menschen mit Behinderungen aufgrund begrenzten Zugangs zu Gesundheitsversorgung, Sicherheitsstandards, und sozioökonomischen Determinanten. In Indien leben schätzungsweise über 70 Millionen Menschen mit Behinderungen, was deutlich höher ist als in Deutschland, wo etwa 10 Millionen Menschen mit Behinderungen leben. Diese Unterschiede spiegeln die Herausforderungen wider, denen Menschen in unterschiedlichen sozioökonomischen Kontexten gegenüberstehen, wenn es um den Zugang zu Unterstützung und Chancengleichheit geht. Barrierefreiheit benötigen aber nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch Ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter nehmen Mobilitäts- und Sinnesbeeinträchtigungen zu, wodurch viele ältere Menschen auf barrierefreie Umgebungen angewiesen sind. Menschen mit vorübergehenden Einschränkungen: Dies umfasst Menschen, die vorübergehend eine Verletzung oder Krankheit haben, die ihre Mobilität oder Wahrnehmung beeinträchtigt. Eltern mit kleinen Kindern: Barrierefreiheit spielt auch eine Rolle für Eltern mit Kinderwagen oder kleinen Kindern, die Zugang zu öffentlichen Räumen benötigen. Menschen mit Lernschwierigkeiten: Dies umfasst Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Verstehen haben und barrierefreie Kommunikationsformen benötigen. Die einfachste Form der Barrierefreiheit ist das Universelle Design. Das Universelle Design ist ein Gestaltungsansatz, der darauf abzielt, Produkte, Umgebungen und Dienstleistungen so zu entwickeln, dass sie von einer breiten Vielfalt von Menschen genutzt werden können, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen. Es strebt an, Barrieren von vornherein zu vermeiden, indem es die Vielfalt menschlicher Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtigt. Universell gestaltete Lösungen sind einfach zu bedienen, intuitiv verständlich und erfordern minimalen körperlichen Aufwand. Sie bieten verschiedene Möglichkeiten der Informationsvermittlung und sind tolerant gegenüber unbeabsichtigten Fehlern. Das Ziel ist eine inklusive Umgebung, die für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und nutzbar ist. Zum Thema barrierefrei lernen gilt das sogenannte „Universal Design for Learning". Drei wesentliche Regeln bestimmen, dass den Lernenden mehrere Beschäftigungsmittel, mehrere Darstellungsmittel und mehrere Handlungs- und Ausdruckmittel zur Verfügung gestellt werden. Für alle Umstände, die für Menschen mit Behinderungen Herausforderungen darstellen, können barrierefreie Lösungen diese verringern und dadurch ein selbstbestimmtes Leben sowie Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen. Die Lösungen sind von der Art der Beeinträchtigung abhängig. Sie werden in assistive Technologien und in Adaptionsstrategien eingeteilt. Nachstehend einige Beispiele für Barrieren: Beeinträchtigung Barrieren Mögliche Lösungen Körperliche Behinderungen Mangelnde Zugänglichkeit von Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln, Hindernisse im physischen Umfeld wie Treppen ohne Rampen oder Aufzüge. Bau und Wartung barrierefreier Infrastrukturen, wie Rampen, Aufzüge, breite Türen und behindertengerechte Toiletten. Sensorische Behinderungen Schwierigkeiten bei der Kommunikation und Informationszugang, z.B. unzureichende Gebärdensprachdolmetscher oder fehlende Untertitelung in Videos. Bereitstellung von Gebärdensprachdolmetschern, Untertiteln, Brailleschrift, hörbaren Ampelsignalen und anderen sensorischen Hilfsmitteln. Kognitive und geistige Behinderungen Herausforderungen beim Verständnis komplexer Informationen und Anweisungen, Schwierigkeiten beim Lernen und Verarbeiten von Informationen. Bereitstellung einfacher Sprache, visueller Hilfen, unterstützender Technologien und pädagogischer Unterstützungsdienste. Psychische Behinderungen Stigmatisierung und Diskriminierung, unzureichender Zugang zu psychologischer Unterstützung und Therapie. Sensibilisierungskampagnen, Zugang zu psychosozialen Diensten, Förderung eines unterstützenden und inklusiven Umfelds. Chronische Krankheiten Mangelnde Anerkennung und Verständnis für die unsichtbaren Auswirkungen, wie chronische Schmerzen oder Erschöpfungszustände. Flexibilität am Arbeitsplatz, Anpassung von Arbeitszeiten und Aufgaben, Sensibilisierung für unsichtbare Gesundheitszustände. Als Journalistin kann ich die Einfache Sprache als Adaptionsstrategie umsetzen. Meine Aufgabe als Journalistin liegt beim Thema Barrierefreiheit nur begrenzt darin, Barrieren zu reduzieren. Im Rahmen einer Adaptionsstrategie kann ich auf Texte in Einfacher Sprache achten und Dokumente barrierefrei nach der DIN-Norm EN 301 549 gestalten. Als Kulturmanagerin habe ich ein besonderes Interesse daran, mit Einfacher Sprache die Teilhabe am kulturellen Angebot zu erhöhen. Ich sehe es aber auch als meine Aufgabe, Aufklärung zum Thema Barrierefreiheit zu leisten. Das kann in Form von Ratgebern geschehen, in denen ich etwa über assistive Technologien berichte oder Tipps gebe zu barrierefreien Aktivitäten wie Freizeitgestaltung am Strand oder zu einem barrierefreien Sommerfest. Meine Verantwortung liegt meines Erachtens zudem darin, über kulturelle, politische und ökonomische Entwicklungen zum Thema Leben mit Behinderung und Barrierefreiheit zu berichten. Meine Arbeit trägt somit dazu bei, Bewusstsein zu schaffen und die Barrierefreiheit als grundlegendes Recht in der Gesellschaft zu festigen. Quellen : Syllabus CPACC. (2021). IAAP. Abgerufen am 25. Juni 2024, von https://www.accessibilityassociation.org/s/ Bundesamt für Justiz. Abgerufen am 25. Juni 2024 von https://www.gesetze-im-internet.de/bgg/__1.html Bundesregierung. Grundgesetzt Artikel 3,3. Abgerufen am 25. Juni 2024, von https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/75-jahre-grundgesetz/artikel-3-gg-2267592#:~:text=(3)%20Niemand%20darf%20wegen%20seines,wegen%20seiner%20Behinderung%20benachteiligt%20werden .
Klartext bitte! Leichte, einfache oder klare Sprache?
Sprache unterliegt einem ständigen Wandel. Sie wird beeinflusst von gesellschaftlichen Veränderungen, globalen Trends oder technischen Neuerungen. Da ist es nicht für jeden Menschen einfach nachvollziehbar, warum eine genderneutrale Sprache für einige Menschen aber wichtig ist. Und nicht jeder versteht, dass mit der Aussage „Safe, Bro" unter Jugendlichen nur ausgedrückt wird, dass alles in Ordnung ist und passt wie besprochen. Es gibt aber in Deutschland auch Menschen, die sich schwer tun, Nachrichten oder Informationen dann zu verstehen, wenn diese in formellem Deutsch verfasst sind Im Kontext von Barrierefreiheit gehört es dazu, dass Nachrichten und Informationen allen Menschen in Deutschland zur Verfügung stehen. So kann beispielsweise eine Entscheidung nur dann selbstbestimmt getroffen werden, wenn alle dazu notwendigen Informationen vorliegen und auch verstanden werden. Menschen, denen es schwerfällt, die deutsche Standardsprache zu entschlüsseln sind beispielsweise
geistig beeinträchtigte Menschen Analphabeten verschiedener Typen Menschen mit Lese-/Rechtschreibschwäche Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, einer anderen Muttersprache
In Deutschland sind im Jahr 2018 insgesamt 16,8 Millionen von Analphabetismus, einer geringen Literalität oder einer Lese-/Rechtschreibschwäche betroffen. Das sind 16,8 Millionen Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können. Diese Daten wurden im Rahmen der LEO-Studie ( Leben mit geringer Literalität der Öffentlichkeit) im Jahr 2018 von der Universität Hamburg erhoben. Die Studie schlüsselt die Zahlen noch etwas genauer auf. 6,2 Millionen Menschen zählen zu der Gruppe mit geringer Literalität. 300.000 Menschen davon können nur wenige Wörter auf Deutsch lesen und verstehen und zählen zu Typ 1 der Literalität. Typ 2 beschreibt 1,7 der 6,2 Millionen Menschen. Diese sind in der Lage, kurze Sätze zu verstehen und kurze Texte zu lesen. Hier spielt oft eine Aufmerksamkeitsstörung oder geistige Beeinträchtigung eine große Rolle. Und der größte Teilbereich dieser Gruppe ist Typ 3 mit 4,2 Millionen Menschen, die in der Lage sind, etwas längere Sätze zu lesen und zu verstehen. Menschen mit einer Lese-/Rechtschreibschwäche gehören zum Typ 4 und umfassen im Jahr 2018 10,6 Millionen. Man geht davon aus, dass die Fähigkeiten zu Lesen und zu Schreiben dem Stand eines Kindes entspricht, dass die 4. Grundschulklasse abgeschlossen hat. Mit einer leichten, einer einfachen und einer klaren Sprache soll die sprachliche Integration gelingen Aber was bedeuten diese Begriffe jetzt genau, und wann werden sie verwendet? Die leichte Sprache unterliegt festen Regeln In Deutschland sind diese, wie sollte es anders sein, in einer DIN-Norm verankert. Die DIN-Norm 33429 legt die Anforderungen an die Deutsche Leichte Sprache fest. Sie enthält spezifische Regeln und Richtlinien, wie Texte verfasst werden sollten, um für Menschen mit eingeschränktem Sprachverständnis verständlich zu sein. Die Universität Hildesheim hat ergänzend dazu ein Regelbuch verfasst, und auch die Europäische Union gibt Empfehlungen für Leichte Sprache. Zusätzlich regelt in Deutschland die BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung), dass öffentliche Stellen ihre Informationen in Leichter Sprache bereitstellen müssen, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Die leichte Sprache richtet sich an Menschen mit geringer Literalität der Typen 1 bis 3, also an alle, die kaum oder nur eingeschränkt lesen und schreiben können; sei es durch eine geistige Beeinträchtigung oder Erkrankung oder weil Deutsch eine Fremdsprache ist. Die angewandten Wörter sind sehr einfach und kurz, ebenso wie die verwendeten Sätze. Aufzählungen und Bilder unterstützen das geschriebene Wort zu einer besseren Verständlichkeit. Im Journalismus ist oft die einfache Sprache gefragt Die Einfache Sprache unterscheidet sich von der Leichten Sprache dadurch, dass sie einen wesentlich größeren Wortschatz nutzt und auch längere Sätze und Texte verwendet. Sie unterliegt keinen festen Regeln, sondern Empfehlungen, wie eine Einfache Sprache umgesetzt werden kann. Für Journalisten und Journalistinnen sind diese Empfehlungen oft nicht neu. Vor allem im Verbraucherjournalismus und im Bereich der Nachricht geht es darum, klar strukturierte Informationen zu liefern. So ähnlich funktioniert auch die Einfache Sprache. Die Wörter benennen die Sache genau, anstatt sie zu umschreiben. Die Sätze beinhalten maximal ein Komma und werden im Aktiv und nicht im Passiv formuliert. Fachbegriffe und Fremdwörter werden erklärt. Und was zusammengehört, wird auch zusammen dargestellt. Die Trennung von Verben mit zahlreichen Zwischeninformationen lässt sich schlecht lesen und verstehen. Ein Beispiel: Die Mutter riss das Haus, in dem bereits ihre Großmutter gewohnt hatte und das vor mehr als hundert Jahren erbaut wurde, ab. Das Verb „abreißen" wurde in diesem Satz von weiteren Informationen unterbrochen und lässt sich so nur schwer verstehen. Besser ginge dieser Satz so: Die Mutter hat das alte Haus abgerissen. Ihre Großmutter hatte dort früher gewohnt. Das Haus wurde vor mehr als hundert Jahren gebaut. Diesen Satz können jetzt auch Grundschulkinder gut verstehen. Allerdings ist sofort zu merken, dass die Sprache etwas hölzern klingt. Daher ist die Idee, alle Texte nur noch in Einfacher Sprache zu verfassen, keine gute. Die Sprache verliert an Lebendigkeit und Farbe und wird auf das Wesentliche reduziert. Wann ist denn Einfache Sprache sinnvoll? Einfache Sprache sollte immer dann zum Einsatz kommen, wenn Informationen transportiert werden, die für jeden verständlich sein müssen. Dazu zählen neben anderen Gesundheit und Medizin : Patienteninformationen, Aufklärung über Krankheiten und Behandlungen, Medikamente. Recht und Verwaltung : Formulare, Anträge, Bescheide, Gesetzestexte. Bildung : Lernmaterialien für Kinder, Menschen mit Lernschwierigkeiten, und Erwachsenenbildung. Finanzen : Bankinformationen, Versicherungsdokumente, Steuererklärungen. Soziales : Informationen für Migranten, Arbeitslose, Senioren und Menschen mit Behinderungen. Technologie : Gebrauchsanweisungen, Softwareanleitungen, technische Support-Dokumente. Öffentlicher Verkehr : Fahrpläne, Ticketinformationen, Sicherheitsanweisungen. Nachrichten und Medien : Nachrichtenportale, Informationssendungen, öffentliche Kommunikation. Notfall- und Katastrophenschutz : Evakuierungspläne, Notfallanweisungen, Sicherheitsinformationen. Marketing und Verbraucherinformationen : Produktbeschreibungen, Werbematerialien, Gebrauchsanweisungen. Beim Thema Werbematerialien allerdings scheiden sich die Geister. Werbung lebt oft von Witz und Satire, aber Sarkasmus und Späße sind nicht Bestandteil einer Einfachen Sprache, denn sie werden oft nicht verstanden. Verbraucherinformationen und Gebrauchsanweisungen sollten jedoch gut verständlich sein. Nur allzu oft wird zwar über die KI-Übersetzung der Gebrauchsanweisung aus dem Chinesischen gelacht, hilfreich ist es im Endeffekt aber nicht. Und da taucht auch gleich der nächste Aspekt der Einfachen Sprache auf: Das kann doch alles eine KI, oder? Na ja. Eine KI kann grundsätzlich die deutsche Standardsprache in eine Einfache Sprache übersetzen. Die Frage ist nur, ob Sie das für Ihre Leserinnen und Leser möchten. Ein Ratgeber, der nur in Einfacher Sprache verfasst ist, wird Leserinnen und Leser ohne sprachliche Einschränkungen unterfordern, langweilen und im schlimmsten Fall beleidigen. Das Fazit wäre, dass Ihre Ratgeber weniger anstatt mehr gelesen würden. Auch das Umschreiben eines Standardtextes in Einfacher Sprache ist mehr, als das Umformulieren einzelner Sätze. Es geht darum, Zusammenhänge einfacher zu erklären, mehr Abbildungen zu verwenden, das Wichtigste zuerst zu nennen, Unwichtiges zu streichen oder nur am Rande einzufügen. Diese Auswahl sollten Sie für Ihre Kunden und Kundinnen aber immer noch selbst treffen und nicht einen Computer berechnen lassen. Informationen und Ratgebertexte sollten immer derart gestaltet sein, dass sie möglichst viele Leserinnen und Leser erreichen. Ohne eine gute Lesbarkeit der Texte geht das Interesse oft verloren. Möchten Sie Ihre Informationen zusätzlich in Einfacher Sprache anbieten, gilt es darauf zu achten, die Sprache zu vereinfachen, ohne Inhalte einbüßen zu müssen! Ein gutes Beispiel für einfache Sprache sind beispielsweise Nachrichten, die speziell für Kinder aufbereitet wurden. Eine klare Sprache kommt in Film und Fernsehen zum Einsatz In den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten finden Sie vermehrt Angebote mit einer sogenannten klaren Sprache. Dahinter steht ein Film mit einer überarbeiteten Tonspur, sodass sich die Sprache in der Sendung besser verstehen lässt. Dabei wird nicht der gesprochene Inhalt verändert, sondern störende Hintergrundgeräusche wie Musik oder Lärm werden ausgeblendet, informiert die ARD. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass Ablenkungen das Verstehen einer Fremdsprache erschweren. Mir geht es mit Arabisch so. Ich verstehe die Umgangssprache im Allgemeinen ganz gut. Telefonieren auf Arabisch, wenn ich den Teilnehmer nicht sehen kann und noch störende Geräusche dazu kommen, fällt mir schwer. Aber Arabisch ist ja auch keine einfache Sprache; jedenfalls nicht für mich.
Jasmin lernt nicht schwimmen
Wer Gelegenheit hatte, mein freitags-Magazin zu lesen, der konnte bereits Jasmin kennenlernen. Die kleine Tochter unseres Hausmeisters. Sie geht in die dritte Klasse, wohnt mit ihrer Familie in den Angestelltenzimmern auf dem Dach unseres Hauses, einem ehemaligen britischen Hotel, und geht auf eine öffentliche, ägyptische Schule. Im Sommer fährt sie mit den Eltern zur Familie nach Assuan in den Süden des Landes. Stolz zeigte sie mir Fotos auf Papas Handy, auf denen sie in einem Boot sitzt und auf und im Nil spielt. Es stellte sich aber schnell heraus, dass weder Jasmin noch ihre älteren Schwestern oder ihre Mutter schwimmen können. Auch schaukeln oder turnen sind Dinge, die ihr fremd sind. Aber sie liebt Ballett, so wie die meisten kleinen Mädchen. Aber auch Ballettstunden kennt sie nicht. Mit ihrem neuen, pinken Badeanzug gehen wir in das Kinderbecken im Sportclub. Ins tiefe Wasser kann sie natürlich nicht. Ich spreche mit meinen Nachbarn, welche Möglichkeiten es gäbe, dass Jasmin schwimmen lernen kann. Meine Nachbarn haben einen Sohn, der etwas älter ist als Jasmin. Er hat im Nachbarclub, im Jugendclub auf Zamalek, schwimmen gelernt. Dort spielt er auch Fußball. Während der Gezira-Club der wohlhabenden Bevölkerung und ausländischen Mitgliedern vorbehalten ist und das über die Mitgliedspreise entsprechend gesteuert wird, steht der sogenannte Jugendclub einer breiteren Bevölkerungsschicht zur Verfügung. Mit einem Eintritt von 25,– ägyptischen Pfund, derzeit etwa 50 Cent, gibt es viele, die sich das doch ab und zu leisten können. Der Jugendclub ist vielleicht nicht ganz so schick wie der Gezira-Club, aber im Prinzip tun die Menschen in beiden Clubs das gleiche. Sie treiben Sport, sie treffen sich zum Smalltalk oder zum Kaffee und die Eltern fiebern mit, wenn ihre Kinder ein Turnier haben oder sich erstmals auf die Rollschuhbahn trauen. Der Platz des Gezira-Clubs wird größtenteils vom Golfplatz belegt, sodass Schwimmen, Tennis, Reiten, Turnen und Golf dort die vorrangigen Sportarten sind. Das Sportangebot im Jugendclub ist größer, denn einen Golfplatz gibt es dort nicht. Dafür aber eine Hockeymannschaft und ein Rehazentrum. Mein Nachbarjunge erklärt mir: „Da (im Rehazentrum) kannst Du trainieren wenn Dein Bein ab oder kaputt ist." Das Fußballtraining kostet mit zwei Trainings pro Woche monatlich 355,– Pfund, etwas mehr als 7,– Euro derzeit. Das Monatsticket für den Vater, um den Sohn jeweils zu begleiten, nochmal 205,– Pfund, etwa 4 Euro. In diesem Club hat mein Nachbarsjunge auch schwimmen gelernt und wir haben die Idee, dass Jasmin dort auch schwimmen lernen könne. Als ich ein Fußball-Match mit meinen Nachbarn mit anschaue, erkundigen wir uns im Schwimmbad. Kein Problem - vier Wochen Schwimmkurs, zwei Mal wöchentlich, kosten 350,– Pfund, 7,– Euro, das Ticket für eine Begleitperson 205,– Pfund. Jasmin würde gerne schwimmen lernen, und ich denke, ihr wäre egal, in welchem Club. Ich bitte meinen Nachbarn, Jasmins Vater anzurufen und ihm unsere Idee zu erklären. So von ägyptischem Vater zu ägyptischen Vater. Allerdings werden wir enttäuscht, denn Jasmin darf nicht schwimmen lernen. Es gäbe keine Begleitperson für Jasmin, weil die ältere Schwester jetzt in einem Shop arbeiten würde und außerdem möchte die Mutter es nicht. Für Jasmin tut mir das sehr leid, aber als Ausländerin darf ich mich da nicht einmischen. Allerdings ist auch mein Nachbar etwas frustriert. Er drückt aus, was sich auch in zahlreichen offiziellen Studien, unter Soziologen und in der Forschung bestätigt wurde - für die Entwicklung von Jasmin und ihren sozialen Aufstieg - immerhin möchte sie Muhandissa, Ingenieurin, werden - reichen gute Noten in der Schule nicht aus. Im Club, so mein Nachbar, könnte sie neue Freunde finden und sich in neuem sozialem Umfeld bewegen, neue Wörter und Begriffe lernen und Barrieren ihres eigenen sozialen Umfelds überwinden. Der Soziologe Pierre Bourdieu unterscheidet beispielsweise den Habitus der Notwendigkeit vom Habitus der Distinktion. Auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung erklärt Aladin El-Mafaalani, Professor für Soziologie, was damit gemeint ist: In prekären Lebensverhältnissen aufzuwachsen bedeutet zugespitzt, dauerhaft mit vielfältigen Knappheiten umgehen zu müssen, sowohl in Bezug auf materielle als auch immaterielle Ressourcen und Bedürfnisse: Mangel an Geld und Besitz, aber womöglich auch an sozialen Beziehungen, Fürsorge, Handlungsoptionen, Entwicklungsimpulsen und sozialer Anerkennung stellen die Betroffenen tagtäglich vor Herausforderungen, die sie oft nur situativ, also kurzfristig bewältigen können. Dabei müssen sie mit den wenigen vorhandenen Ressourcen möglichst viele Bedürfnisse befriedigen. Das kann nur gelingen, wenn sie abwägen, ob eine Handlung unmittelbar nutzenstiftend beziehungsweise auch notwendig ist. Kurzfristigkeit und Nutzenorientierung sind typische Merkmale dieses Handlungsmusters, das als Management von extremer Knappheit (El-Mafaalani 2014) oder – mit dem Soziologen Pierre Bourdieu (1987) gesprochen – als Habitus der Notwendigkeit bezeichnet werden kann. Der Habitus der Distinktion (Erhabenheit) wird von El-Mafaalani als „Mangement des Überflusses" bezeichnet. Kurz zusammengefasst: Wer sich nicht mit Alltagssorgen beschäftigen muss, kann langfristig denken und aus einer Fülle von Alternativen entscheiden. Zudem zeigt El-Mafaalani auf, was getan werden muss, um sich sozial weiter zu entwickeln: Die Änderung des Habitus. Dazu ist persönliche Entwicklung ebenso notwendig wie das sich Distanzieren von der sozialen Herkunft und das Wagnis, sich sozial zunächst im Ungewissen zu bewegen, weil die nächste soziale Stufe noch nicht erreicht wurde. Zur persönlichen Entwicklung und dem Distanzieren der sozialen Herkunft gehört eben auch, Barrieren zu überwinden und Neues zu lernen. Zu den Selbstverständlichkeiten einer höheren sozialen Schicht zählen dann beispielsweise Grundkenntnisse in Kunst und Musik oder auch Schwimmen mit dazu. Während El-Mafaalani im Wesentlichen auf das deutsche Bildungssystem und die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Herkünften eingeht, fühle ich mich an den Alltag in Ägypten erinnert. Tagtäglich ist hier zu beobachten, dass die meisten Menschen vorrangig damit beschäftigt sind, ihren Alltag zu meistern. Mit einer hohen Jugendarbeitslosigkeit, einer irren Inflation, einem Währungsverfall, einer prekären wirtschaftlichen Lage und einem niedrigen Bildungsniveau. Für Schwimmen, Kunst und Kultur haben viele einfach keine Kraft mehr. Auch dann nicht, wenn Veranstaltungen kostenlos sind oder der Schwimmkurs ein Geschenk zum Eid-Fest wäre. Für Jasmin bedeutet das nicht nur, dass sie sich im Pool derzeit immer noch nicht über Wasser halten kann. Es bedeutet auch, dass sie diese soziale Barriere weiterhin alleine meistern muss. Ein weiteres Hindernis wird, neben ihrer persönlichen Entwicklung, die Distanzierung ihrer sozialen Herkunft sein. Familie und soziales Umfeld haben hier in Ägypten einen noch viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Und dass Jasmin kein Einzelfall ist, bestätigt eine Geschichte, die mir meine Freundin erzählte. In Sakkara, am Stadtrand Kairos, gab es in einem Dorf ein kluges Mädchen, das sehr gute Noten hatte. Die Schule empfahl, das Mädchen möge das Abitur machen und dann studieren. Nicht die Eltern, sondern die gesamte Dorfgemeinschaft hat sich jedoch dagegen entschieden und dafür gesorgt, dass das Mädchen zügig heiratet. Wenn Traditionen und Gewohnheiten nicht durch Überzeugung verändert werden, dann können sie nur dann durch neue ersetzt werden, wenn die alten Bräuche aussterben. Für Jasmin bedeutet das, dass sie so viel kennenlernen und lernen sollte wie möglich. Auch, wenn sie selbst nicht schwimmen lernen darf und vielleicht auch nicht studieren wird. Wenn sie selbst einmal Kinder hat, wird sie sich dann aber vielleicht daran erinnern, dass sie gerne schwimmen gelernt hätte und es ihren eigenen Kindern dann ermöglichen. Daher nehme ich sie gerne ab und zu weiterhin mit in den Club, gehe mit ihr in den Pool, lasse sie etwas Tennis spielen und wir gönnen uns einen Burger und ein Eis. Schade finde ich es aber trotzdem. Und stehe kopfschüttelnd und ratlos davor, wenn Schülerinnen und Schüler, denen die Eltern eine bessere Bildung dank Privatschule ermöglichen, nichts anderes im Sinn haben, als den ganzen Tag zu schreien, zu toben und zu lärmen anstatt ihre Chancen zu nutzen. Traurig ist, dass die Eltern dieser Kinder nicht verstanden haben, dass sie ihren Kindern damit viele soziale Barrieren erhalten und offene Türen nicht erkannt werden. Geld zu haben darf nämlich nicht mit sozialem Aufstieg verwechselt werden. Jasmins Vater ist kein armer Mann. Aber wie wichtig beispielsweise Schwimmen für Jasmin wäre, kann ich ihm leider nicht vermitteln.
Frühlingsgefühle
Das Jahr hat turbulent gestartet. Mit zwei kühlen aber interessanten Monaten in München bzw. Deutschland und einem kläglichen Versuch, doch eventuell wieder in Kairo als Lehrerin zu arbeiten. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass ich mit ganzem Herzen Journalistin bin und keine Lehrerin. Und auch, dass ich mutig genug bin, Dinge, die nicht passen, gehen zu lassen. So kann ich heute völlig entspannt in Kairo im Club in der Sonne mit meinem Laptop sitzen und meine Projekte verfolgen und neugierig sein, was als nächstes kommt. Das ist ein gutes und befreiendes Gefühl. In München, wo Mieten und Lebenshaltung natürlich nochmal ganz anders aussehen als hier in Kairo, dachte ich, ich müsse unbedingt den nächsten sicheren Job annehmen und dachte, Musik- und Grundschullehrerin an einer deutschen Schule in Kairo sei eine sinnvolle und gute Alternative. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass diese Pasch-Schule nicht wirklich deutsch, sondern sehr ägyptisch war und ich mich überhaupt nicht wohl fühlte. Zudem habe ich das Schreiben so sehr vermisst. Erst dachte ich, dass ich nebenbei noch schreiben könne. Doch neben der Tatsache dass Schule früh beginnt und anstrengend ist, lassen einen die Themen auch den ganzen Tag nicht los. Schule rund um die Uhr. Von dem Moment an, von dem ich meine Sachen gepackt und die Schule verlassen hatte, fühlte ich mich wieder frei und erleichtert. Mit Menschen in Kontakt zu treten, auch beruflich, war plötzlich nicht nur einfach, sondern machte auch Spaß. Und die Welt um mich herum war wieder fröhlich und positiv und das Glas ist wieder halb voll. Die Ideen, worüber ich als nächstes schreiben könnte, sprudeln nur so, und auf meine persönlichen Ostergrüße hin bekomme ich positives Feedback und neue Motivation. Sehr neugierig bin ich, ob ich tatsächlich mit der FPA (Foreign Press Association Egypt) in den Jemen auf eine Pressereise gehen werde. Das wäre natürlich ein absolutes Highlight in diesem Frühjahr. Außerdem freue ich mich auf das Projekt "Journalismus macht Schule" an zwei Deutschen Auslandsschulen hier in Kairo sowie auf den Wacken Metal Battle am 3. Mai in Jeddah in Saudi Arabien. Noch ist Kairo etwas träge - bis Mitte April ist noch Ramadan und das Wetter ist noch wechselhaft. Wolken und Wind wechseln sich ab. Ich aber bin schon in Frühlingslaune und lasse es mir gut gehen.
#freitags Magazin | Special Edition
Best of der #freitags Kolumne aus 2020 – 2023 jetzt im neuen # freitags Magazin Kairo zu Coronazeiten sowie das Beste aus Kultur und Gesellschaft Inklusive des neuen Beitrags „Krise Krieg Kultur" aus Februar 2024 Von persönlichen Gegebenheiten zu einem besseren Verständnis Ägyptens und des Nahen Ostens. 48 Seiten in Farbe mit vielen Fotos. Jetzt bestellen und als pdf herunterladen (auf das Bild klicken) oder diesem -> Link folgen: Hier ist eine Online-Vorschau:
Krise • Krieg • Kultur
Ägypten zwischen Kulturherbst und Konfliktbewältigung Seit Juli 2023 fällt in Ägypten täglich der Strom aus, in Downtown Kairo nachmittags zur besten Arbeits- und Tageszeit von 15 – 16 Uhr. Weil der Stromausfall nicht immer pünktlich startet, mal zehn Minuten vor oder nach drei, wird der Betrieb elektrischer Geräte oft unerwartet unterbrochen. Eines Tages passierte es, dass ich vom lossprudelnden Wasserkocher aus dem Mittagsschlaf geweckt wurde. Es war mir nicht gelungen, das Teewasser rechtzeitig vor dem Stromausfall zu erhitzen. Nachdem der Strom wieder da war, sprangen auch alle elektrischen Geräte wieder an, und der Wasserkocher tat seinen Dienst. So, dachte ich im Moment des Aufwachens, muss es bei Dornröschen gewesen sein. Plötzlich erwacht alles aus der Starre und geht seinen gewohnten Gang. Seitdem nennt mich mein Kollege und Nachbar liebevoll Stromröschen. Was wie ein Märchen anmutet, ist eine der vielen bitteren Wahrheiten, mit denen die Ägypter seit vielen Monaten konfrontiert werden. Der Nahost-Konflikt trifft Ägypten in einer desolaten Lage, und seitdem hat sich die Situation noch verschärft. Er wird jedoch politisch geschickt genutzt, um von den eigenen Problemen des Landes abzulenken. Jetzt im #freitags Magazin lesen (auf die Vorschau klicken)
Herausforderung Winter-Gemüsekiste
München im Winter bietet nach mehr als zehn Jahren Kairo zahlreiche Herausforderungen: Handschuhe, Strumpfhosen, Schnee, Ladenöffnungszeiten, Feiertage und mehr. Die bisherigen Deutschland-Aufenthalte haben sich eher nach Tourismus angefühlt. Diesmal ist es anders. Ich schaue mir München an, um herauszufinden, ob ich hier zukünftig wieder - zumindest teilweise - leben und arbeiten möchte. Und in den letzten zehn Jahren hat sich viel verändert. Dennoch bietet München einen Luxus, den ich zukünftig auch nicht mehr missen möchte. Ich schlendere durch die Stadt und die Kaufhäuser und denke an Kairo. Wie auch in der Vergangenheit auch schießt mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: „Wenn Ihr wüsstet, was Ihr alles nicht habt." Ob man das alles benötigt, sei dahingestellt. Aber ich kann mir hier selbst aussuchen, ob ich davon etwas haben möchte oder nicht. Und bin nicht darauf angewiesen, zu nehmen, was ich bekomme. Zum Thema Ernährung habe ich mich für das sogenannte „Clean Eating" entschieden. Essen ohne Konservierungsstoffe, ohne Weißmehl und raffinierten Zucker und möglichst keine verarbeiteten Lebensmittel - und wenn, dann Bio. Käse zum Beispiel. Das ist aufwendig, schmeckt aber und tut hoffentlich der Figur und der Gesundheit gut. Im Gespräch mit meiner Mitbewohnerin haben wir uns dann für eine wöchentliche Gemüsekiste entschieden. Die Idee hat mir schon immer gefallen, und ich frage mich, warum ich die in Kairo nicht bekomme. Bio und regional sollte sie sein und ausreichend für zwei Personen. Gesagt, getan, online bestellt und bezahlt, und heute kam die Obst- und Gemüsekiste an. In der Winter-Gemüsekiste sind viele Knollen und Wurzeln Und sie ist tatsächlich sehr regional und sehr winterlich. Als einziges Obst gibt es Äpfel. Klar, Bananen sind in München nicht regional. Viele Knollen in allen möglichen Farben. Gelbe Beete - noch nie gehört. Schwarzer Rettich. Hokkaidokürbis, puh, den kenne ich. Chicorée auch, Sellerie, Kartoffeln, Weißkohl und Karotten auch. So, und nun? Da stehen wir nun mit vielen Knollen und haben den Gedanken, dass sich so die Menschen vor der Globalisierung im Winter ernährt haben. Heute gab es - noch vor der Lieferung der Gemüsekiste - eine Karotten-Ingwer-Kokos-Suppe. Es hindert uns ja niemand daran, Gewürze und weitere Zutaten im Super- oder Biomarkt ergänzend zu erstehen. Also, Kartoffeln und Karotten werden gegessen, die Äpfel sowieso. Äpfel gehören zwischendurch zum Tag dazu und kommen auch ins Müsli. Gelbe Beete sollen so schmecken wie Rote Beete - ok, dann lieber nicht. Sellerie kommt in die Kohlsuppe. Ach, das wird eine spannende Woche. Für Gemüsekisten-Anfänger wie mich gibt es ein Begleitheft Das Begleitheft informiert nicht nur über das saisonale Obst und Gemüse das zur Verfügung steht. Zudem gibt es Rezepte und Lagerungstipps, damit sich alles möglichst auch die ganze Woche hält. Aber was bitte macht man nun mit Schwarzem Rettich? Man kann ihn zur Brotzeit dazu essen, nur gibt es ja derzeit für mich keine Wurst. Aus Schwarzem Rettich kann man aber auch Salat machen. Mit Joghurtsauce, Zwiebeln und Gewürzen, etwas Süße wie Honig und Orangensaft. Und das war richtig lecker. Empfohlen wird dazu eine Scheibe Bauernbrot mit dick Butter darauf. Das war leider nicht im Haus. Ich bin neugierig, was wir aus der Gemüsekiste alles zaubern werden und wie die Kiste in der nächsten Woche bestückt sein wird.
Oh! Marzipan!
München meint es gut mit mir und heißt mich mit klarem Wetter, blauem Himmel und Sonnenschein willkommen. Der Flug hatte, wie üblich, Verspätung. Der Egyptair-Flug MS787 war in den letzten zehn Jahren, wenn ich damit flog, nicht einmal pünktlich. Wenn man weiß, dass man ein Flugzeug noch ent- und wieder beladen und außerdem reinigen muss - kann man das nicht rechtzeitig mit einplanen? Und die Lounges in Kairo sind, verglichen mit deutschen Flughafen-Lounges, ein Witz. Mini-Buffet, kalt, Plastikgeschirr und Plastikbecher. Und wie üblich überall Lärm. Im Flugzeug hatte ich aber einen sehr angenehmen und interessanten Sitznachbarn, und wir sind gut gelandet. Beim Anflug auf München ist mir als erstes aufgefallen, wie viele Dächer mit Solarpanels ausgestattet sind. Und das in einem nicht immer von Sonne verwöhnten Land. Tja, denke ich und an die Stromausfälle in Kairo. Man liest ja regelmäßig in den Medien über die Unfähigkeit der Deutschen Bahn. Und als wären wir im schlechten Film - als wir ankamen fuhr der Terminal-Zug nicht. Wir konnten auch nicht den Bahnsteig wechseln, denn wir waren in dem Mittelteil gefangen zwischen den Gleisen. Nur mit Mitarbeiter-Karte hätten wir auf einen anderen Bahnsteig gelangen können. Man schickte uns mit dem Aufzug hinauf. Und dann mit dem Aufzug wieder hinunter. "Das geht ja gut los", dachte ich. Irgendwann kam dann der Terminal-Zug, und das Gepäck war sowieso noch nicht da. Eigentlich sollte Priority-Gepäck doch auch als erstes ausgeladen werden, dem war aber nicht so. Die S-Bahn hatte, wer hätte es anders erwartet, Verspätung, und in den Zug, der dann kam, durften wir nicht einsteigen. Ich bin aber gut in meinem München-Zuhause angekommen und musste mich erstmal bewegen. Also bin ich durch die kalte Winterluft eine Runde gegangen, Friseurtermin vereinbaren und zum Supermarkt. Es war verhältnismäßig voll, klar Freitagabend vor den Feiertagen zum Jahreswechsel, aber es ging noch. Dinkelbrötchen und Vollkornbrötchen gekauft, vier Stück für fast vier Euro, Dinkelbrot fast fünf Euro. Und eine Flasche Radler. Und Lätta und Käseaufschnitt. Die Preise sind schon heftig, und ich schaue genau, was ich mir leiste. Aber dank der hauseigenen Marke kann man dann doch noch halbwegs günstig einkaufen. Und bekommt dafür auch Qualität. Obst und Gemüse ist wesentlich teurer als in Kairo, aber dafür ist nichts zermatscht, angedetscht oder schon halb welk. Dafür kostet ein Kilo Tomaten oder Zucchini über drei Euro. Die Preise für Avocados oder Mangos habe ich mri gar nicht erst angesehen. Die Auswahl ist selbst in einem normalen Supermarkt immens, auch im Vergleich zu den guten Supermarktketten Seoudi und Metro in Kairo. Besonders fällt mir auf, dass es viele vegane und glutenfreie Lebensmittel gibt sowie Bio- und Vollkornprodukte und Alternativen zu Weizen mit beispielsweise Hafer- oder Dinkelnudeln. Und eine riesige Auswahl an Getränken, auch mit Alkohol. Von all dem können wir in Kairo nur träumen, wenngleich die großen Supermarktketten wie Spinneys alles bieten, was zum Leben notwendig ist. Bio, Vollkorn, vegan, glutenfrei dann aber eher nicht. Ist das ein Luxusproblem? Mir geht es besser, wenn ich anstatt Weizen Dinkel oder Hafer esse und genieße es. Geärgert habe ich mich aber über den sogenannten Naturjoghurt von Weihenstephan. Als Verbraucherjournalistin schaue ich bei den meisten Lebensmitteln, was drin ist. Und im Naturjoghurt ist Zucker. 6,6 g auf 100 g Joghurt. Und das finde ich schon fast frech. Denn Natur ist der Joghurt damit ja nicht mehr. Aber gut. Den habe ich dann stehen gelassen. Ich schlendere so durch die Gänge und entdecke einen Stand mit Sonderangeboten. Weihnachtsschokoladen, reduziert um 50 %. Neben mir steht eine Dame und schaut sich ebenfalls das Angebot an, während ich völlig verzückt ausrufe "Oooohhhhh! Marzipan!!!". Ich weiß nicht, wie viele Jahre es her ist, dass ich Marzipan gegessen habe, und ich hatte auch Marzipan gar nicht mehr aktuell in Erinnerung. Die Frau neben mir schaut mich an und ich lache und entschuldige mich. Und erkläre, ich würde nicht in Deutschland wohnen und hätte so lange kein Marzipan gegessen. Die Dame war sehr freundlich und meinte, mir wäre die Freude anzumerken und um mich herum wäre ein Strahlen entstanden. Na dann. Beim heutigen Einkauf in den Arcaden in Pasing habe ich mich über so viele Luxusgeschäfte gefreut. Ein Laden für Tee und Papier oder Delikatessen als Geschenke und für belgische Schokolade. Besonders angenehm aber war es, alles in Ruhe anschauen zu können, ohne, wie in Kairo üblich, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Mir ist ebenfalls positiv aufgefallen, dass ich mich auf das verlassen kann, was angeschrieben steht. Wenn beim Juwelier Christ geschrieben steht, der Schmuck sei 925er Silber, dann weiß ich, dass dem auch so ist. Die Preise sind fix, aber ich weiß auch genau, was ich dafür bekomme. Das ganze Einkaufen war sehr entspannt, denn ich musste keine Sorge vor Scammern oder Abzocke haben. Im Douglas gab es Markenparfüm. Und zwar Originale. Kein Original-Fake. Es wurde dann Armani. Ohne Gepansche. Ich muss in Kairo auf nichts verzichten, was ich zum Leben benötige. Aber ich verzichte dort auf Auswahl, auf Qualität und auf entspanntes Bummeln. Deutschland ist nicht Lala-Land, und in München bekommt man nichts geschenkt. Aber ich genieße den Luxus, frei wählen und mich frei bewegen zu können in dem Sinne, dass hier nicht immer unterschwellig das Gefühl mitschwingt, betrogen oder ausgenutzt zu werden. Ich weiß, dass das in Kairo erstens etwas Kulturelles und zudem der Not der Menschen und der wirtschaftlichen Situation geschuldet ist. Aber es ist anstrengend, wesentlich anstrengender als hier.
Petition gegen Rechts
Ich glaube an die Synchronizität des Lebens. Wer nicht weiß, was das ist, Julie Cameron "Der Weg des Künstlers" lesen. Was wir in die Welt senden, kommt zu uns zurück. Wie es in den Wald hineinschallt... den Spruch kennt jeder seit seiner Kindheit. Gestern erst hatte ich mir gewünscht, in 2024 möge wieder mehr Menschlichkeit herrschen, und siehe da, heute konnte ich dafür etwas tun. Ich habe die Ägypter, vor allem in den Jahren des arabischen Frühlings, lange beneidet. Dass sie etwas haben, wofür sie kämpfen können. Wofür sie auf die Straße gehen. Ich durfte da offiziell nicht mit, aber selbstverständlich waren wir Ausländer*innen auch dabei wann immer es möglich war. Und so eine Masse entwickelt schone eine eigene Dynamik, was es ja eben auch gefährlich macht. Nur waren die ägyptischen Revolutionen und Demonstrationen nicht meine. Solidarisch und eher ein Abenteuer im damals noch sehr fremden Land. Aber dafür sind sie eigentlich ja nicht da. Und zugegebenermaßen kann ich das eigentlich überhaupt nicht leiden. Charity-Tourismus zum Beispiel. In ein Entwicklungsland fahren und sich Kinderheime angucken. Ist das ein Zoo oder was? Ich rede nicht davon, dass sich jemand für Kinderheime engagiert und dort Spenden abgibt, sich mit den Kindern beschäftigt oder ähnlich. Als ich drei Monate in Brasilien war und für das Kinderdorf Tangua in der Nähe von Rio gearbeitet habe, da wurden mir die anderen Projekte auch vorgestellt. Aber nicht, um neugierig zu sein, sondern zu erfahren, welchen Umfang und welche Art das Sozialprojekt hat, dessen Teil ich für einige Zeit sein durfte. Nachdem hier in Kairo ein Auf-die-Straße gehen, sei es aus Solidarität zu den Menschen mit denen ich hier lebe oder um wirklich für oder gegen etwas zu stehen, derzeit eher unklug wäre, hatte ich immer das Gefühl, mir sind die Hände gebunden. Außer zu schreiben. Aber auch das lassen sie mich hier ja nicht so, wie ich das manchmal gerne möchte. Nach zehn Jahren ohne Lebensmittelpunkt in Deutschland wundere ich mich inzwischen in Deutschland über etliches. Erschreckend finde ich die Entwicklung, aus Protest rechts zu wählen. Wer die Demokratie nicht zu schätzen weiß, der kann gerne eine Zeit lang in Ägypten leben, wo ein Großteil der Bevölkerung - berechtigter- oder unberechtigterweise - Sorge hat, für seine Rechte einzustehen. Proteste gegen Stromausfall? Steigende Preise? Arbeitslosigkeit? Fehlende soziale Unterstützung? Überfüllte Schulen? Das Land nur auf dem Luftweg verlassen zu können und dafür ein Visum zu benötigen? Witze über Polizei oder Politik machen? Besser nicht. Stabilität und Ruhe im Land hat - wahrscheinlich aus Sicht derer, die das durchsetzen, auch berechtigt - oberste Priorität. Neben all den derzeit wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch soziale Unruhe, ich weiß nicht, ob das dem Land helfen würde und wie Ägypten dann damit umgehen sollte. Klingt ein bißchen wie Chaos, und das hatten wir hier ja auch schon. Also zusammengefasst. Ich bin absolut gegen eine rechte Regierung und gegen diejenigen, welche diese ermöglichen wollen und können. Und die Demokratie und Meinungsfreiheit gefährden. Herr Wilders in den Niederlanden hat ja bereits verkündet, dass Budgets für Kunst und Kultur gestrichen und Muslime und Moscheen verboten werden sollen. Für den Fall, dass er regieren wird. Und der Fremdenhass, den die AfD in Deutschland schürt, finde ich auch unerträglich. Ja, Deutschland hat viele Probleme durch einen hohen Migrationsanteil. Aber meiner Meinung nach lässt sich dieser nur durch Kommunikation und Bildung lösen. Mit jedem Menschen, der beispielsweise aus einem orientalisch und/oder patriarchisch geprägten Land nach Deutschland kommt, tritt ein Kulturschock ein. Die Menschen hier leben anders, denken anders, lieben und streiten anders, haben andere Werte und einen anderen Tagesrhythmus. Vor allem, bei denjenigen Menschen mit niedrigem Bildungsstand, werden die dadurch entstehenden Probleme des Heimatlandes nach Deutschland mit immigriert. Das zeigt sich in Deutschland dann in Schulen, in der Gesellschaft, in der Politik. Denn die Menschen mit niedrigem Bildungsniveau wissen von Deutschland oft nicht mehr, als das, was sie auf TikTok sehen. Dem aber mit Hass zu begegnen und dadurch auch radikale Ansichten auf beiden Seiten zu forcieren, finde ich falsch. Während ich das so schreibe, denke ich, dass es in Deutschland für mich doch einiges zu tun, zu recherchieren und zu schreiben gibt, vor allem mit meinen zehn Jahren Erfahrung hier aus Kairo. Nachdem ich derzeit gegen Rechts aber nicht auf die Straße gehen kann, noch bin ich ja in Kairo, habe ich heute eine Petition unterschrieben. Und zwar Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen! Es haben bereits über 235.000 Menschen laut WeAct, der Petitionsplattform von Campact, unterzeichnet. Ich habe das beispielsweise mit einer E-Mail-Adresse über iCloud gemacht, die für solche Zwecke eine anonymisierte Mailadresse generiert. Für alle diejenigen, die nicht möchten, dass ihre bekannte E-Mail-Adresse in einer Petitionsliste steht. Mit mehr als 235.000 Unterschriften liegt diese Petition damit höher als die erfolgreichste Online-Petition des Jahres 2022. Jetzt kommt doch die Journalistin in mir wieder durch. Laut Statista war im Jahr 2022 mit 206.667 Unterschriften die Online-Petition "Gesundheitsreform für eine bessere Pflege zum Schutz der Pflegebedürftigen" die erfolgreichste. Die Petition gegen Herrn Höcke möchte 300.000 Unterschriften erreichen und fordert auf Stoppen Sie den Faschisten Björn Höcke: Veranlassen Sie, dass die Bundesregierung beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf Grundrechtsverwirkung nach Artikel 18 GG stellt. Was damit genau gemeint ist, wird auf der Petitionsseite inklusive Quellenangaben erläutert. Zusammengefasst soll, weil Herr Höcke nachweislich die Demokratie in Deutschland gefährdet, erreicht werden, dass Herr Höcke weder wählen noch gewählt werden darf. Im nächsten Jahr sind Landtagswahlen in Thüringen, und es gilt zu verhindern, dass Herr Höcke diese mit der AfD gewinnt. Nach der Abgabe meiner Online-Stimme erreichte mich folgende E-Mail der Initiatorin mit der Bitte, diese per Mail weiterzuleiten. Stattdessen veröffentliche ich diese gerne hier: Liebe Freund*innen, ich habe gerade die Petition 'Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen!' auf WeAct unterschrieben und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch mitmacht. Je mehr Menschen die Petition unterstützen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erfolg hat. Hier könnt ihr mehr erfahren und unterzeichnen: https://weact.campact.de/petitions/wehrhafte-demokratie-hocke-stoppen?share=654a9d82-3612-4781-b1cb-41a1bdd813cf&source=copy_email&utm_medium=recommendation&utm_source=copy_email Vielen Dank! Monika
2023 kompakt - Regen und Lichtblicke
Die Koffer sind fast gepackt, und in zwei Tagen geht es auf nach München. Kairo hat es in den letzten Monaten nicht gut mit mir gemeint. Ok. Nicht nur gut. Und nicht nur nicht mit mir. Regelmäßige Stromausfälle mitten am Tag waren in der Hitze nicht nur anstrengend, sie stehlen einem auch wertvolle Arbeits- und Lebenszeit. Die wirtschaftliche Lage mit dem Verfall der Währung und den Preissteigerungen macht etwas mit den Menschen, und die Stimmung in Downtown Kairo hat sich merklich geändert. Die Menschen sind gereizter, und das sonst allgegenwärtige ma3lesh war nicht mehr ganz so präsent. Der Nahostkonflikt seit Anfang Oktober hat die Situation nochmal verschärft, aber es gibt seitdem wenigstens ein altes neues Feindbild, auf das man eigene Emotionen und Aggressionen abladen kann. Entsprechende Wut liegt überall in der Luft. Inzwischen wurde gewählt, und unterschwellig ist die Situation spannungsgeladen, denn man erwartet einen neuen Währungsverfall und neue Preissteigerungen. Ob Kairo ruhig bleiben wird in den nächsten Wochen und Monaten, werde ich immer mal wieder gefragt. Ich weiß es nicht. Die erste Jahreshälfte war geprägt von Regen, und es kommt mir so vor, als ob das gesamte Jahr irgendwie ins Wasser gefallen sei. Mental und wettertechnisch. München und Ostern verregnet, Tel-Aviv-Flug verweigert, neue Narbe im Gesicht, Wacken in Modder. Und dennoch. Es geht mir gut, und ich habe keinen objektiven Grund zur Klage. Vielmehr ist es die Grundstimmung, auch um mich herum, die mir immer wieder mal das Gefühl gibt, es sei Regenwetter in jeder Hinsicht. Dabei gab es auch Lichtblicke und trotz Regen zahlreiche positive Momente in 2023. Und die gilt es, in Erinnerung zu behalten. Mir ist aufgefallen, dass die Lichtblickmomente oft mit Musik und Kunst zu tun hatten und zudem mit den Menschen, denen ich begegnet durfte. Für 2024, das ich mit Freunden in München beginnen werde, bin ich motiviert. Ich habe neue Projekte auf der Agenda und freue mich auf neue Begegnungen. Und hoffe darauf, dass sich die Konflikte beruhigen und die Menschen wieder etwas menschlicher werden und das dann in diesem Leben auch wieder etwas zählt. Hier einige Lichtblicke aus 2023:
Vorleben und die Klappe halten
Taschenbuch, 300 Seiten Juni 2019 Family & Friends Edition Stellen Sie sich vor, wir kennen uns schon eine Weile. Beispielsweise, weil wir gemeinsam im Orchester gespielt haben oder Kollegen waren. Und als mein Weg mich nach Kairo geführt hat, wollten wir in Kontakt bleiben. Seit gut sieben Jahren erzähle ich in meinem Blog von meinen Erlebnissen in Kairo. Ich recherchiere nicht, ich analysiere wenig, ich denke nach und erzähle. Ich erzähle das, was ich in den jeweiligen Momenten in Kairo erlebt habe und vor allem, was es mit mir macht. Mit mir, und manchmal auch mit den Menschen um mich herum. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt Kairos. Bei -> epubli sowie bei -> Amazon , Hugendubel u.a. und per ISBN bestellbar in jedem BuchladenISBN: 9783748555780 weitere Informationen und aktuelle QR-Codes des Buches hier: Buch