My Items
I'm a title. Click here to edit me.

Bier ist alle
Die Regale sind leer, nur ein paar einsame Sakkara-Dosen stehen im Kühlregal. Wein gibt es noch reichlich – weniger beliebt als Bier, vor allem bei jungen Ägyptern. Gestern war die letzte Gelegenheit, im Horreia ein Bier zu trinken, bevor Ramadan beginnt. Die Straßen sind geschmückt, die Vorfreude ist spürbar. Alkohol gibt es erst wieder nach den Eid-Feiertagen im April. Wer sein Feierabendbier braucht, hat sich rechtzeitig mit Stella oder Heineken eingedeckt. Ich war spät dran – und stand vor leeren Regalen. Doch eine Flasche Weißwein konnte ich noch ergattern. Gelegentlich werde ich dann Ramadan mit einem guten Glas Wein feiern.

Trump: Als gehöre ihm die ganze Welt
Trump führt sich auf, als gehöre ihm die ganze Welt. Er beansprucht sowohl geographisch als auch machtpolitisch die Welt für sich. Er mischt sich in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ein. Er meint, über Gaza, seine Menschen und deren Zukunft bestimmen zu können. Doch schon in der Bibel heißt es: „Denn was hilft es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt [...]“ – dabei aber sich selbst verliert. Was, wenn wir nur tatenlos zusehen? Und was, wenn Trump sich überall durchsetzen kann? Sind Macht und Geld dann alles was bleibt und der Mensch dahinter ist längst verloren?

Jeddah Calling: Wo die Reise hingeht
Kurz vor drei in der Früh geht der Wecker. Schnell duschen und ab zum Flughafen. Für drei Tage Richtung Jeddah am Roten Meer in Saudi Arabien. In Kairo das übliche Chaos mit Gedränge und langen Warteschlangen. Vor dem Gate dann das für Jeddah-Flüge übliche Bild: Frauen sind in weiße weite Kleider, Männer in weiße Handtücher gehüllt. Dieser sogenannte Ihram ist die vorgeschriebene Kleidung für die Pilgerreise nach Mekka. Er besteht für Männer aus zwei einfachen, nahtlosen weißen Tüchern. Das untere Tuch, Izar (إزار) genannt, wird um die Hüfte gewickelt, während das obere Tuch, Rida (رداء), über die Schultern gelegt wird. Diese Kleidung symbolisiert Reinheit, Demut und Gleichheit vor Gott. Die Handtücher der Männer sind im besten Fall mit Druckknöpfen ausgestattet, oft nur mit Sicherheitsnadeln. Nähte sind verboten. Wenn sich die Herren dann im Flugzeug recken, um ihr Handgepäck zu verstauen, sieht man als Frau manchmal Dinge, die besser verhüllt geblieben wären. Schön ist meistens anders. Es ist für mich aber nicht die erste Reise nach Jeddah, und so bleibe ich verhältnismäßig gelassen. Am Flughafen Jeddah geht es - vergleichbar wie in München - mit einem Schnellzug vom Terminal zur Ankunftshalle. Mein Visum ist für ein Jahr gültig, und ich komme schnell durch die Passkontrolle durch. Ich freue mich wie bei jeder Ankunft in Jeddah über das große runde Aquarium im Eingangsbereich. Dort werde ich dann auch sogleich abgeholt und es geht als erstes zur Deutschen Internationalen Schule Jeddah (DISJ). Anders, als beispielsweise in Ägypten, wird die Schule nicht von einheimischen Kindern besucht. Somit bietet die Schule zwar alle Klassen vom Kindergarten bis zum Abitur an, doch die Klassen sind klein. Für das Lernen ist das von Vorteil, für die finanzielle Situation der Schule oft problematisch. Der Vormittag an der DISJ stand unter dem Thema „Journalismus macht Schule" Workshop in der Musikschule Los ging es mit den Kleinen. Schülerzeitungsredakteure und Interessierte der Klassen drei bis sechs trafen sich im großen Physikraum zu einer Redaktionssitzung. Mit mir als Chefredakteurin. Da war ich ganz in meinem Element. Vor allem ging es darum, wie man denn Themen für eine Schülerzeitung findet. Blankes Entsetzen in den Kinderaugen, als ich fast jedes Thema für die nächste Ausgabe ablehnte. Doch dann kamen wir darauf zu sprechen, dass die Themen neu, aktuell und wichtig sein müssen und zudem mit der Schule zu tun haben sollten. Die zweite Themenrunde lief es dann besser, und nach zweieinhalb Stunden hatte die Schule einen Chefredakteur mit Stellvertreterin, einen Planer, zwei Verantwortliche für Werbung, eine Übersicht über die nächsten Ausgaben der Schülerzeitung sowie ein Hauptthema für das nächste Heft. Mit dem kleinen Chefredakteur bleibe ich in Kontakt und begleite das Team bis zur nächsten Ausgabe. Eine Herzensangelegenheit! Die Zeit mit den Älteren der Klassen acht bis zehn war mir fast zu kurz. Es ging um das Thema Recherche und Fake News. Da war das Material der Reporterfabrik ein guter Leitfaden. Was sind die Tricks und Kniffe beim Recherchieren, was gibt man in Google ein, wie viele Suchmaschinen sollte man benutzen und warum Wikipedia besser nicht? Spannend wurde es für mich, als es um die Themen der Schüler ging. Auf diese wäre ich gerne nicht nur am Rande eingegangen. Ein Mädchen wollte darüber schreiben, warum Mädchen in Saudi Arabien kaum Sport betreiben dürften. Bei meinen Recherchen, unter anderem bei Human Rights Watch, stellte sich heraus, dass Frauen und Mädchen in Saudi Arabien bis 2012 tatsächlich gar keinen Sport treiben konnten. Doch das Land ändert sich. Auch in punkto Sport für Mädchen und Frauen. Das wäre eine eigene Reportage wert. Ein Junge aus der 10. Klasse wollte sich mit dem Thema Hamas, dem Nahostkonflikt und der Rolle Saudi Arabiens beschäftigen. Ja, auch das wäre ein unglaublich spannendes Thema. Leider war die Zeit zu kurz. Nach einem schnellen Mittagessen ging es weiter zu einer Musikschule. Dort hielt ich den kurzen Workshop, der eigentlich für eine ganz andere Veranstaltung vorgesehen war. Am 31. Januar hätte eigentlich der Metal Battle, der Band-Nachwuchswettbewerb für das Wacken-Festival, in Jeddah stattfinden sollen. Der Veranstaltungsort hatte jedoch kurzfristig den Vertrag gekündigt, und so wurde der Workshop kurzerhand in eine Musikschule verlegt. Der Metal Battle ist wieder eine andere Geschichte. Das Einchecken im Hotel verlief problemlos, und nach einem Abendessen im Hotel ging ein sehr langer Tag zu Ende. Der nächste Tag war dem Thema Kultur gewidmet Im Innenhof des Tayebat-Museums Wir starteten im Tayebat Museum, dem Völkerkundemuseum über die reiche Geschichte und Kultur Saudi Arabiens sowie der islamischen Welt. Es besteht aus über 400 Ausstellungs-Räumen, von denen wir ob der Kürze der Zeit nur einen Bruchteil sehen konnten. Miniatur-Nachbauten sowie liebevoll eingerichtete Räume entführten uns in fremde Welten. Ich bekam eine Idee von der Gründung Saudi Arabiens, dem Leben im Süden des Landes oder in einem Beduinenzelt, bewunderte alten Schmuck und prunkvolle Kleider ebenso wie den Nachbau von Mekka oder des Bazars. Letztendlich musste ich feststellen, dass ich von diesem Land nur einen minimalen Bruchteil kenne und entschied, die Küste entlang des Roten Meeres unbedingt bereisen zu wollen. In den Norden zur Oase AlUla, die etwa 400 km nördlich von Jeddah an der Weihrauchstraße liegt und mit seinen Wüstenlandschaften und seiner Altstadt beeindrucken soll. Das noch weiter nördlich gelegene Tabuk ist nicht nur die Region für das Megaprojekt NEOM, sondern soll in seinen Bergregionen auch Austragungsort für Olympische Winterspiele werden. Ein Teil von Vision 2030. Vision 2030 ist Saudi-Arabiens langfristiger Entwicklungsplan zur Diversifizierung der Wirtschaft und Reduzierung der Abhängigkeit vom Ölsektor. Durch Investitionen in Tourismus, Technologie, erneuerbare Energien und Sport sowie gesellschaftliche Reformen soll das Königreich wirtschaftlich und sozial modernisiert werden. Im Süden Saudi-Arabiens wird es bergig und grün. Etwa zwei Autostunden südlich liegt Ta'if, die erste Anlaufstelle, wenn die Jeddawis in die Berge aufs Land fahren. Ta'if ist eine Stadt an den östlichen Hängen der Sarawat-Berge bekannt für ihr gemäßigtes Klima und ihre fruchtbare Landwirtschaft auf etwa 2.400 m Höhe. Die Region ist besonders berühmt für den Anbau von Zitrusfrüchten, Trauben, Granatäpfeln und Feigen sowie für ihre duftenden Rosen. Etwa fünf Autostunden weiter südlich erreicht man die Grenze zum Jemen. Über Dschaizan lernen wir, dass es wie Jeddah direkt am Roten Meer liegt mit grünen Bergen im Landesinneren. Dieses ist geschätzt ist für seine tropischen Früchte wie Bananen, Mangos oder Papayas. Auf der Internetseite von Visit Saudi heißt es über die Gegend: „Die UNESCO-gelisteten Farasan-Inseln beeindrucken mit ihrer einzigartigen Biosphäre, während historische Stätten bis 8000 v. Chr. zurückreichen. Zwischen modernen Entwicklungen und traditionellen Dörfern bewahrt die Region ihre authentische Kultur – sichtbar in der farbenfrohen Architektur, der duftenden Jasminkrone der Einheimischen und einer Küche, die mit frischen Zutaten und traditionellem Handwerk zu den besten Saudi-Arabiens zählt". Eine Reise entlang des Roten Meers wäre eine fantastische Reportage über das uns weitestgehend unbekannte Land Und dann hätte ich noch nichts über Mekka und Medina, die Hauptstadt Riyadh oder das Red Sea Project geschrieben. Die Inseln vor der westlichen Küste Saudi Arabiens sehen nämlich von oben aus wie die Malediven und sollen als Teil der Vision 2030 touristisch erschlossen werden. Memory of Becoming | Arcangelo Sassolino Nach der mentalen Reise durch die Region fahren wir zum Flughafen. Das derzeit nicht genutzte Hajj-Terminal ist Austragungsort der Biennale 2025 für Islamische Kunst. Dass Saudi Arabien Teil des Nahen Ostens ist, wird deutlich, als kurz vor dem Flughafen das dort aufgestellte Raketenabwehr-System auf einem Militärgelände deutlich zu erkennen ist. Es sei so gut wie der israelische Iron Dome, lerne ich. Von der Biennale bin ich mehr als begeistert. Ich liebe moderne Kunst und erfreue mich in vier Hallen an dem modernen Saudi Arabien und an internationalen Exponaten. Über QR-Codes stehen Audio-Guides und Erläuterungen zur Verfügung. Diese benötigen wir nicht, denn überall findet man freundliche Ausstellungsführer, die bereitwillig in hervorragendem Englisch über die Exponate Auskunft geben. Besonders beeindruckt hat mich eine runde an der Wand hängende und sich drehende Plattform. „Memory of Becoming" - so der Name - ist über und über mit Erdöl überzogen. Und wenn man genau hinsieht, kann man das Fließen der zähen Masse erkennen. Mit jeder Bewegung entstehen in dem tiefen Schwarz Lichtreflexe und abgesehen von einigen wenigen Tropfen, die einsam auf den Boden fallen, bleibt die Masse an der Plattform haften. Neben der Tatsache, dass Erdöl der Innbegriff für den Reichtum Saudi Arabiens ist, soll das Rad auch eine spirituelle Bedeutung haben. Alles kehrt wieder, nichts geht verloren, ein Sinnbild von Transformation. Und selbst in der tiefsten Dunkelheit findet sich ein Licht (der Hoffnung). Viele weitere Exponate hatten den Koran, die Kaaba in Mekka und islamisch-religiöse Motive zum Thema. Es gibt aber auch einen Saal der Wissenschaft und der Zahlen. Auf dem Weg zum Ausgang finden sich noch weitere Exponate, die vor allem auch von dem Wind, den Vögeln und der Natur mit getragen werden. Ein zunächst wild aussehender Haufen aus Bambusrohren entpuppte sich als interaktive Musikperformance. Im übergroßen Makramee flatterten zahllose Vögel umher, ein Klanggarten wollte mit neuer Musik überzeugen. Ein Besuch mit so vielen Eindrücken, der zum Wiederholen einlädt. Die Ausstellung ist nur mit Ticket zugänglich, dieses ist jedoch kostenfrei. Die Biennale läuft noch bis zum 25. Mai 2025 - und wenn ich das Glück habe, im Frühjahr nochmal nach Jeddah zu kommen, werde ich sicherlich wieder hingehen und mir einzelne Ausstellungsstücke dann im Detail anschauen und darüber recherchieren und schreiben. Ein Land lernt man nicht nur durch Reisen, sondern auch durch Begegnungen kennen So freute ich mich, bei einem Empfang im Deutschen Konsulat von Jeddah Mitglieder der deutschen Community zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es war spannend zu erfahren, welche Projekte unter deutscher Beteiligung in Saudi Arabien realisiert werden und wie Deutsche dieses Land empfinden, wenn sie dort leben. Die schnelle Entwicklung von Saudi Arabien miterleben zu dürfen, mit allen Vorteilen und all seinen Schattenseiten, sehen viele als spannende Erfahrung. Wie die Schattenseiten des Landes aussehen können, erzählte mir dann ein saudischer Bekannter am nächsten Tag beim gemeinsamen Kaffee an der Corniche. Aufgrund eines Vorfalls, den ich hier nicht näher erläutern möchte, musste er vor Gericht und wurde verurteilt. Seine Strafe beinhaltet nicht nur zwei Jahre Reiseverbot außerhalb des Landes. Ich erfahre auch, dass er achtzig Peitschenhiebe erhalten habe. Von den Schultern bis zu den Waden. Als er meinte, das täte weh und hinterließe Narben, traute ich mich nicht zu fragen, ob er nur die körperlichen Verletzungen meinte. Dieses Strafmaß wurde vor zwei Jahren vollzogen und ich mag gar nicht recherchieren, ob das inzwischen immer noch üblich ist. Saudi-Arabien ist ein Land voller Kontraste – geprägt von atemberaubender Natur, tief verwurzelten Traditionen und einem rasanten Wandel. Wer sich darauf einlässt, entdeckt mehr als Schlagzeilen über Menschenrechte und konservative Gesetze. Hier entfalten sich Geschichten von Fortschritt und Widerstand, von Innovation und Identitätssuche, von Möglichkeiten und Grenzen. Diese Entwicklungen zu beobachten, darüber zu schreiben und sie kritisch zu begleiten, ist nicht nur spannend, sondern notwendig. Denn nur durch einen differenzierten Blick lässt sich verstehen, was hier wirklich geschieht – und was noch kommen wird. ••• Weitere Fotos zum Museum und der Biennale auf meinem Instagram-Account:
Instagram NikaKairo Folgt mir für mehr!

Licht aus? Bildung an!
Kairo: Nach nächtlichen Arbeiten an Rohren stehen Strom, Wasser und Internet still – eine Erinnerung daran, wie wichtig gezielte Bildungsinvestitionen sind. Bildung ist die Grundlage für Fortschritt und Erfolg. Initiativen zur Verbesserung der Ausbildung könnten entscheidend sein, um solche Herausforderungen zu bewältigen – sei es im Handwerk, in der Gesellschaft oder durch das Hinterfragen unwürdiger Traditionen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind ein Schlüssel zur Entwicklung. Mit Programmen, die auf innovative Lehrmethoden setzen, lässt sich viel erreichen. Aktuell wird diskutiert, wie ein Schuldenerlass gegen Bildungsinvestitionen realisiert werden könnte. Veränderungen entstehen, wenn sie jemandem nutzen. Ist das die langersehnte Chance? Ich bin gespannt!

Kulturherbst in Kairo
Zwischen Insta-Spots und Reflexion der Nahost-Situation Der Kulturherbst in Kairo vereint internationale und lokale Kunstprojekte, die die Stadt in einen Schauplatz für Kreativität verwandeln. Zwischen monumentalen Installationen und experimentellen Performances entsteht ein Spannungsfeld aus Tradition, Moderne und gesellschaftlicher Reflexion. „Forever is Now" ermöglicht Kunst im Schatten der Pyramiden „Ein bisschen Kunst zum drüber streuen“ ist eine der Reaktionen auf die Ausstellung „Forever is Now Edition IV“. Art D’Égypte wurde von der französisch-ägyptischen Kuratorin Nadine Abdel Ghaffar gegründet. Mit „Forever is Now“ hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Pyramiden von Gizeh als Schauplatz für moderne Kunst von ägyptischen und internationalen Künstlern zu nutzen. In der Beschreibung zur inzwischen vierten Edition heißt es unter anderem: „ Die Ausstellung reflektiert, wie Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Innovation miteinander verknüpft sind, und zeigt, dass Kunst als Werkzeug dient, um die menschliche Suche nach Bedeutung, Hoffnung und Identität zu ergründen. Sie schafft interaktive Räume, in denen das Publikum aktiv in den kreativen Prozess eingebunden wird, und legt gleichzeitig Wert auf interkulturellen Austausch und gesellschaftliche Teilhabe.“ Doch vor Ort entsteht ein anderes Bild. Wer die zwölf Exponate auf dem Gizeh-Plateau besucht, spürt wahrscheinlich die Magie des Weltkulturerbes. Vom Plateau aus betrachtet tauchen die November-Wolken die Pyramiden immer wieder in ein neues Licht. Der angestrebte Dialog zwischen Kunst und den Pyramiden gestaltet sich derart, dass die Pyramiden von den Exponaten eingerahmt werden oder als Kulisse dienen. Schulkinder springen zwischen den Objekten herum, und es werden tausende von Fotos und Selfies gemacht. Von menschlicher Suche nach Sinnstiftung ist nicht viel zu merken. Diskutiert wird von einigen Influencern, die sich effektiv in weißer Kleidung präsentieren, ob das TikTok-Video jetzt 15 Sekunden lang sein soll und wann der beste Zeitpunkt für den Post sei. Padma/Lotus von Shilo Shiv Suleman Bei einigen Exponaten drängt sich der Eindruck auf, dieses oder so etwas Ähnliches schon mal gesehen zu haben. Ein echter Wow-Effekt bleibt bei den ewig gleichen Themen rund um Nil-Boote, Objekte in Pyramidenform oder Flügeln zur Freiheit irgendwie aus. Neu ist „Four Temples“ des koreanischen Künstlers Ik-Joong Kang. Vier überdimensionierte, begehbare Würfel in unterschiedlichen Größen bestehen aus kleinen, frei hängenden Platten, die sich sanft im Wind bewegen. Die Außenwände sind mit dem koreanischen Volkslied „Arirang“ in Hangeul, Englisch, Arabisch und Hieroglyphen beschriftet, ein Symbol für die Verbindung von Kulturen und Epochen. Die Innenwände bestehen aus Zeichnungen von Menschen weltweit, insbesondere von Kindern und sozial Benachteiligten, die persönliche Träume und Herausforderungen darstellen. Dass es im Sand noch Friedenssymbole zum Ausgraben gegeben hätte, erschließt sich den meisten Besuchern nicht. Neugierig macht auch „The Race“ des Ägypters Khaled Zaki. „The Race“ zeigt zwei Pferde, die zwischen sechs großen, verstreuten Rädern durch den Sand einer Ausgrabungsstätte rennen. Die Räder, die an antike ägyptische Streitwagen erinnern, sind aus Edelstahl gefertigt und symbolisieren den Wandel von Macht und Technologie. Das Kunstwerk thematisiert den Übergang von historischen Werkzeugen und Transportmitteln zu modernen technologischen Errungenschaften. Es will den Betrachter dazu einladen, über den Einfluss der Menschheit auf Fortschritt und Wissenschaft nachzudenken, während Technologie immer mehr zu einem eigenständigen Akteur im Lauf der Geschichte wird. Die Verfremdung der in der Sonne glänzenden Edelstahl-Pferde wirft tatsächlich Fragen auf. Sind es überhaupt Pferde? Die im Wüstensand versunkenen Räder könnten auch Uhren symbolisieren und wiederum auf den Wandel der Zeit hindeuten. Ein Kunstwerk, dass den Dialog mit den Pyramiden jedoch entbehren könnte. CIAD eröffnet Downtown den Treffpunkt der Kulturen I See von Federica di Carlo Während „Forever is Now" vor allem durch die monumentale Kulisse der Pyramiden beeindruckt, widmet sich CIAD einem anderen Teil der Stadt – dem kosmopolitischen Erbe von Downtown Kairo. Das Cairo International Art District (CIAD) ehrt Downtown Kairo als ein historisches und kosmopolitisches Zentrum, das sich vom Marktplatz am Nil zu einem kulturellen Hotspot entwickelt hat. Der Stadtteil ist ein Treffpunkt für Menschen und Einflüsse aus aller Welt, die Architektur, Handel und Kultur entscheidend geprägt haben. Es ist ein Symbol für Vielfalt, Innovation und den internationalen Austausch. Auch die CIAD wird von Art d'Egypt organisiert. Doch die dazugehörige Ausstellung bietet nicht nur Miniaturen der zukünftigen Forever-is-Now-Exponate als Vorgeschmack. Kern der jährlich wiederkehrenden Kunstreihe sind blanke Gipsskulpturen als Rohlinge, wie ägyptische Katzen oder der Horus, die von verschiedenen Künstlern gestaltet werden. In diesem Jahr stand der Skarabäus im Mittelpunkt – ein Symbol für Wiedergeburt und Schutz. Die gestalteten Werke wurden im Radio Cinema, Kairos ältestem Theater, hängend auf einer großen runden Plattform präsentiert, passend zum Thema Kreis und Wiedergeburt. Die runde Form erinnerte dabei auch an die kleinen Mistkugeln, die der Skarabäus rollt. Eine Kunstlehrerin äußerte jedoch Kritik an der Qualität der künstlerischen Ausführungen: Ihrer Meinung nach hätten ihre Schülerinnen ähnliches durch einfaches Bemalen oder Bekleben umsetzen können. D-CAF ermöglicht moderne Kunst als Raum für Austausch und Hoffnung „Forever is Now" und CIAD von Art d'Egypt sind nicht die einzigen Events, die kulturelle Räume in Kairo neu definieren. Als Höhepunkt des Kulturherbstes stand das D-CAF im Zentrum – das Downtown Contemporary Art Festival, das durch die Vielfalt seiner Darbietungen hervorsticht. Das D-CAF ist das größte internationale Festival für zeitgenössische Kunst in der arabischen Welt. Es präsentiert jedes Jahr in der Kairoer Innenstadt ein vielfältiges Programm aus darstellender Kunst, visueller Kunst, Musik und neuen Medien, das internationale und lokale Künstler zusammenbringt. Künstlerischer Leiter Ahmed El Attar betont, dass das Festival inmitten wirtschaftlicher, sozialer und politischer Herausforderungen ein Zeichen der Hoffnung setzt, indem es kulturellen Austausch und die Förderung junger Talente ins Zentrum stellt. Es verbindet internationale Innovation mit lokaler Perspektive und schafft Raum für Reflexion und Zusammenarbeit, selbst in bewegten Zeiten. Ein besonderer Schwerpunkt des D-CAF liegt auf dem Programm „Cairo Calling“, das aufstrebende Künstler aus der arabischen Region fördert. Es bietet ihnen durch Residenzen, Workshops und Präsentationen eine Plattform, um ihre Arbeiten vor einem internationalen Publikum zu präsentieren und sich mit anderen Kulturschaffenden auszutauschen. Ein unvergessliches Highlight war „Taste Me" . Die Performance verband Tanz und kulinarische Kunst auf innovative Weise, um das Publikum emotional und sinnlich anzusprechen. Die Zuschauer wurden durch eine Bandbreite intensiver Emotionen geführt – von Freude und Wut über Trauer bis hin zu einem Moment, in dem das mühsam Gekochte erbrochen wurde. Begleitet wurde die Performance von Texten und Visuals auf einem Bildschirm, der in der Bühnenmitte des Rawabet Theaters positioniert war. Den Höhepunkt markierte die provokative Frage: „Und wie schmeckt eigentlich Hunger?“, die eine Reflexion über den Beginn der Aufführung und die universelle Bedeutung von Hunger einleitete. Jede D-CAF-Performance begann mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer in Palästina, Libanon und Sudan, wodurch die Thematik noch stärker verankert wurde. Nach der Performance gab Mohand Qader ein Interview, in dem er über die Entstehung und die Hintergründe des Stücks sprach. Die Performance, eine Zusammenarbeit von Qader und Moustafa Jimmy, kombiniert Tanz und kulinarische Kunst, inspiriert von ihrer gemeinsamen Zeit in einer Pariser Küche. Ziel war es, Geschmacksrichtungen mit Emotionen zu verknüpfen und die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle – von Liebe über Gewalt bis hin zu Trauer – auf die Bühne zu bringen. Qader, der aus Kafr asch-Schaich im Nildelta stammt, wurde von seiner Familie in seinem künstlerischen Werdegang unterstützt. Er fand über Theaterprogramme zum Tanz und entwickelte seinen Stil am Centre Rézodanse in Alexandria weiter. Internationale Anerkennung erlangte er durch die Zusammenarbeit mit dem französischen Choreografen Olivier Dubois in „Itmahrag“. Im Interview erklärte Qader, dass er „Taste Me“ als Mischung aus Kunst und Entertainment betrachtet. Emotionen seien der Schlüssel, um das Publikum zu erreichen und Fragen aufzuwerfen, wie die nach dem Hunger, die in der Performance zentral war. „Taste Me“ war eine gelungene Performance, Themen der Gegenwart emotional zu erleben und kritisch zu reflektieren. Josef Akiki in Transit Tripoli Weniger subtil ging „Transit Tripoli“ im Falaki Theater auf die Gesellschaft in Nahost ein. In der Performance interpretiert Caroline Hatem Anna Seghers‘ Roman „Transit“ neu und überträgt die Handlung in den heutigen syrischen und libanesischen Kontext von Flucht und Migration seit dem Arabischen Frühling. Wie in Frankreich im Jahr 1940 spielt das Stück im Libanon, wo Menschen verzweifelt auf Visa oder Fluchtmöglichkeiten warten. Der Erzähler, hervorragend interpretiert von Josef Akiki, wird zu einem syrischen Geflüchteten, dessen Weg das Publikum durch die Straßen und Cafés von Tripoli begleitet. Mit nur einem Schauspieler auf der Bühne, Live-Musik von Rabih Gebeile und Videoprojektionen, welche die Atmosphäre der Stadt am Meer einfangen, bringt „Transit Tripoli" Seghers‘ Werk in die Gegenwart und lädt dazu ein, über Freiheit und die Macht von Visa und Nationalitäten nachzudenken. Im anschließenden Artist Talk ist Caroline kritisch. Sie selbst kommt aus Beirut und erlebt den Nahost-Konflikt hautnah mit. Auf die Frage, ob Ihr Stück künstlerisch einen Einfluss auf den aktuellen Konflikt haben könne, beispielsweise durch das Schaffen von Bewusstsein, bleibt sie bescheiden. Dazu sei ihr Stück nicht groß genug. In der dann folgenden Diskussion ging es aber darum, ob es nicht gerade die kleinen Geschichten Einzelner sind, die langfristig in Erinnerung bleiben werden. Der Einwand, man müsse heute Instagram mit entsprechend Aufmerksam erregendem Content bedienen, wurde in diesem Zusammenhang zurückgewiesen. Durch Instagram flippen die Menschen durch. Erinnerungen an ein Theaterstück bleiben. Alleine schon deshalb, weil der Aufwand, in ein Theater zu gehen, wesentlich aufwendiger als das Scrollen in den Sozialen Medien ist. Cairo Jazz Festival bietet vertraute Klänge und neue Begegnungen Das Falaki-Theater, dem Spielort von „Transit Tripoli“, gehört zur Amerikanischen Universität Cairo (AUC). Das alte Gelände der AUC am berühmten Tahrir-Platz in Kairo ist inzwischen ein Kulturzentrum, die Vorlesungen sind auf den neuen Campus umgezogen. Ende Oktober, Anfang November war der AUC-Kultur-Campus die Heimat des Cairo Jazz Festivals. Während D-CAF sich vor allem der zeitgenössischen Kunst und Performance widmet, bringt das Cairo Jazz Festival eine andere Facette in den Kulturherbst ein: Musik als universelle Sprache, die sowohl vertraute Klänge als auch neue Begegnungen schafft. Das Festival leidet aber seit Jahren darunter, dass internationale Gäste vor allem danach ausgewählt werden, ob die Botschaft des Landes in Kairo bereit ist, den Auftritt zu sponsern. Für ägyptische Jazzer bietet das Festival eine der wenigen prominenten Auftrittsmöglichkeiten im Land. So standen auch die immerwährenden Namen Noha Fekry, Mina Nashat, Hany Shenouda und Massar Egbari, die Band des Festivalgründers Amro Salah, auf dem Programm. Altbewährt aber nicht wirklich überraschend. Ergänzt wurde das Programm in diesem Jahr aber durch Künstler aus Europa und Australien. Otooto aus Dänemark stellten Songs ihres neues Albums „2nd Quake“ vor. Die Band kombiniert traditionelle Jazz-Elemente mit modernen Indie-Pop-Einflüssen und beschreibt ihren Stil als eine Mischung aus "Homeshake" und den "Jazz Messengers“. Tanzbare Beats, eingängige Melodien und improvisatorische Elemente sprechen auf unerfahrene Jazzfestival-Gänger an und sorgen für gute Laune. Aus Deutschland waren die Jazzsängerin Laura Kipp und der Bassist Jens Loh vertreten. Sie gaben noch bis Anfang Dezember am Goetheinstitut Workshops für ägyptische Musiker. Mit Aly Eissa an der Oud und Mohamad Sawah an der Trompete und Ayman Mabrouk an den Percussions gab Laura die ersten Workshop-Ergebnisse auf dem Jazzfestival preis. Der Auftritt brachte westlichen Jazz und traditionelle ägyptische Klänge zusammen, was beim Publikum auf große Begeisterung stieß. Im zweiten Teil des Konzerts trat das ursprüngliche Laura-Kipp-Ensemble auf, bestehend aus Jens Loh am Bass, William Lecomte am Klavier und Eckhard Stromer am Schlagzeug, und präsentierte eine vielfältige Mischung aus Jazz, Pop, Soul und Chanson. Kulturelle Teilhabe in einer Stadt der Kontraste Der Kulturherbst zieht jährlich tausende Besucher an, das D-CAF ist beispielsweise stolz auf etwa 4.000 Besucher jährlich. Das mag ob einer Einwohnerzahl von etwa 20 Millionen in und um Kairo wenig erscheinen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass sich Ägypten nicht nur in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befindet, sondern auch das Bildungsniveau der staatlichen Schulen niedrig ist. Die 10-jährige Hausmeistertochter erzählt, dass Musik und Kunst keine Unterrichtsfächer seien. Das statistische Bundesamt weist für Ägypten eine Analphabetenrate von knapp 25 % aus. Es darf davon ausgegangen werden, dass, trotz Schulbesuch, die gleiche Rate dazugerechnet werden darf von Menschen, die nur rudimentär Lesen, Schreiben und Rechnen können. Während die Politik des Landes alles auf die Stabilisierung der Gesellschaft setzt, kommen Kunst und Musik als Möglichkeit zur Findung von Identität, Ausdruck von Emotionen, Spiegel der Gesellschaft und das Überschreiten von Grenzen viel zu kurz. Der Zugang zu kulturellen Veranstaltungen in Ägypten hängt nicht allein von Eintrittskosten ab, sondern von tieferliegenden Barrieren wie Bildungsstand, gesellschaftlichen Normen oder ethischen Vorstellungen. Selbst wenn physisch keine Tür verschlossen bleibt, gibt es unsichtbare Hürden, die Menschen von der Teilhabe an kulturellen Angeboten ausschließen – sei es durch mangelndes Wissen, soziale Ausgrenzung oder den fehlenden Bezug zur gezeigten Kunst. Der Kulturherbst bot vier Wochen lang unterschiedliche Angebote an Musik, Theater, Tanz und Ausstellungen Dennoch ist der Kulturherbst in Kairo ein wichtiger Bestandteil für die Gesellschaft. Es muss nicht immer die große Kunst sein, um über politische und gesellschaftliche Themen zu reflektieren. Entertainment wie die Forever-is-Now-Ausstellung ermutigt Menschen, die Pyramiden von Gizeh zu besuchen. Die entstehenden Bilder sind sicherlich diejenigen, die sich Ägypten als Selbstdarstellung vom Land wünscht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Energie und die Faszination der Pyramiden die Menschen dennoch erreicht. Und internationale Künstler in Kairo zu haben, wirkt sich positiv auf das Leben in der Stadt aus. Auch dann, wenn nicht jeder moderne Tanz in seiner Tiefe verstanden wird. Braucht Kairo einen Kulturherbst? Obwohl die einzelnen Veranstaltungen unterschiedliche Schwerpunkte setzen – von monumentaler Kulisse über intime Performances bis hin zu musikalischen Experimenten – verbindet sie ein gemeinsames Ziel: Kunst und Austausch in einer dynamischen Stadt wie Kairo zu fördern. Der Kulturherbst in Kairo zeigt eindrucksvoll die Vielfalt und die Widersprüche einer Stadt, die zwischen Tradition und Moderne ihren Weg sucht. Veranstaltungen wie „Forever is Now“ bieten einer breiten Öffentlichkeit Entertainment und internationale Perspektiven, während D-CAF und CIAD Räume schaffen, in denen Reflexion und Austausch möglich werden. Kulturelle Teilhabe bleibt in einer Stadt voller Kontraste dennoch eine Herausforderung. Trotz unsichtbarer Hürden beweist der Kulturherbst jedoch, dass Kunst ein wichtiger Bestandteil gesellschaftlicher Dynamiken bleibt und für Kairo wichtig ist. Ein Raum, in dem Fragen gestellt und neue Perspektiven geschaffen werden, selbst in bewegten Zeiten.

Great Cola Taste - echt jetzt?
Seit Gaza rufen viele weltweit, auch in Ägypten, zum Boykott von US-Produkten auf. Doch wer verzichtet schon gern auf Coffee-To-Go oder Cola? Produkte stehen für mehr als ihren Zweck – sie sind Lifestyle. Mit „Super Soda“ gibt es eine ägyptische Cola-Alternative. Doch weder die normale noch die Light-Version kommt geschmacklich an das Original heran, und beide sind koffeinfrei. „Warum dann Cola trinken?“, fragte eine Freundin. Sprudelwasser mit künstlichem Aroma und Vitamin B6 – mehr nicht. Ein Plus: Die Dose hat einen Deckel, der Sprudel hält länger. Doch ist das den Aufpreis von 5 Pfund wert? Ich bewahre ihn dennoch auf.

1001 Duft
Süßer, orientalischer Duft. Ätherische Öle, feine Seifen. Die Essenzen Kairos habe ich mir betörend wie aus 1001 Nacht vorgestellt. Tatsächlich trifft man in Downtown Kairo an gefühlt jeder Ecke einen Parfüm-Kiosk, vor dem junge Männer herumstehen und jedem ein Duftpapier unter die Nase halten: „Buy One get One free". Tatsächlich sind die Shops mit unzähligen Glasflaschen gefüllt. Es wird probiert und getestet, dazwischen an Kaffeebohnen geschnuppert. Doch spätestens, wenn die Düfte mit bekannten Designernamen angepriesen werden, wird klar - das hier sind lediglich synthetische Kopien namhafter Duftmarken. Original Fake oder Fake Fake? Egal - das erhoffte sinnliche Erlebnis ist dahin.

Artist Talk mit Caroline Hatem
Transit Tripoli | D-CAF24. Caroline Hatem adaptierte Anna Seghers' Novelle „Transit“ auf die Situation im Libanon nach dem Arabischen Frühling. Im anschließenden Artist Talk sagte sie, ihr Stück sei nicht bedeutend genug, um auf die heutige Situation in Nahost Einfluss zu nehmen. Ich widerspreche ihr. Die persönlichen Geschichten jedes Einzelnen schaffen Bewusstsein, wecken Emotionen und fördern Mitgefühl. Geschichtsbücher können geändert werden, Erfahrungen nicht. Sie erwidert: „Aber Instagram müsse heutzutage bedient werden." Doch auf Instagram scrollen die Menschen schnell weiter, wenig bleibt in Erinnerung. Das Tagebuch der Anne Frank aber hat bewiesen, wie selbst ein Kind der Geschichte Bedeutung verleihen kann.

Of all the people in all the world
Auf dem Weg zum neuen Supermarkt kommt man Downtown in Kairo am Rawabet-Theater und Warehouse vorbei. In der ehemaligen Garage laufen die Vorbereitungen für die neue D-CAF-Ausstellung. Überall große und kleine Reishaufen auf dem Boden. Ich husche in die Halle und bin neugierig. Jedes Reiskorn symbolisiert eine Person – 16 Körner wiegen ein Gramm. Die Welt in Zahlen visualisiert. Einwohner, Berufe, Geburten, Todesfälle, Sozialstrukturen werden sichtbar und in Relation gesetzt: Gaza ist Thema. Aber auch Hochzeiten in Ägypten neben sieben plus ein Korn für Elizabeth Taylor, Cleopatra zwei. Fasziniert schmunzelnd setze ich meinen Weg fort. Gibt’s noch Reis im Supermarkt?

Taste Me - Bittersüße Verführung
„Hier, probier das". Ich betrete an dem Abend als eine der Ersten das Rawabet-Theater in Downtown Kairo und werde aufgefordert, vom Brot, Olivenöl und Thymian (arabisch: "زعتر" ausgesprochen: zaʿtar) zu nehmen. Es duftet und schmeckt wunderbar. Ich suche mir einen Platz und gehe dabei an einer Küchenzeile vorbei, an der bereits geschnippelt wird. Ich lächle den beiden Köchen zu und setze mich. Wie ich später erfahre, neben die Ehefrau einer der Tänzer. Ich hatte eine leise Vorahnung, dass es ein wunderbarer Abend werden könne. Auf das D-CAF (Downtown Contemporary Art Festival) in Kairo zu gehen, ist einer der wenigen Momente, in denen sich Kairo wie Zuhause anfühlt. Ich kenne das Festival inzwischen seit 10 Jahren und bin seit einigen Jahren auch als Journalistin dabei. Unter anderem habe ich in meinem #freitags Magazin im Artikel „ Krise Krieg Kultur " über das D-CAF 2023 berichtet. Das Downtown Contemporary Arts Festival (D-CAF) ist ein multidisziplinäres Kunstfestival, das jährlich in Kairo, Ägypten, stattfindet. Es präsentiert eine Vielzahl von Kunstformen, darunter Theater, Tanz, Musik, Film und virtuelle Kunst von internationalen Künstlern. Seit dem letzten Jahr gibt es aber auch einen Schwerpunkt auf Künstler aus dem arabischen Raum, was mir besonders gut gefällt. Vor allem ob der aktuellen Situation in Nahost. Das Festival hat zum Ziel, zeitgenössische Kunst in den urbanen Raum von Kairo zu bringen und ein breites Publikum anzusprechen. Inzwischen verzeichnet das Festival etwa 4.000 Besucher. In einer 20-Millionen-Stadt mag das wenig erscheinen. Doch das D-CAF in Kairo ist kein Ort für oberflächliche Instagram-Motive, sondern ein inzwischen bedeutendes Forum für zeitgenössische Kunst, das tiefgründige Inhalte über bloße Unterhaltung stellt. Es bietet Künstlern eine Plattform, um aktuelle gesellschaftliche und politische Themen zu reflektieren, einschließlich der Situation im Nahen Osten. Ein herausragendes Beispiel hierfür war die Performance „Cosmos" der palästinensischen Künstlerin Ashtar Muallem auf dem D-CAF 2023 In diesem Stück setzt sich Muallem mit ihren eigenen Glaubensvorstellungen und ihrer Beziehung zu Religion und Mystik auseinander. „Cosmos" - so die Beschreibung - spielt mit Widersprüchen, indem es das Heilige und das Profane, das Mystische und das Meditative auf eine zarte, berührende und humorvolle Weise kombiniert. Für uns bedeutete die Begegnung auf dem D-CAF eine erste Konfrontation mit Gedanken und Gefühlen aus Palästina. Kurz nach dem 7. Oktober 2023 hat sich die Perspektive und die Art, wie ich auf die komplexe Situation in Nahost schaue, geändert. Was wusste ich außer den Schlagzeilen von Menschen aus Palästina? Diese Aufführung machte sehr deutlich, wie D-CAF Künstlern Raum bietet, um komplexe Themen zu erkunden und das Publikum zum Nachdenken anzuregen, anstatt lediglich oberflächliche Unterhaltung zu bieten. Die fünf Geschmacksrichtungen sind süß, sauer, salzig, bitter und umami Entsprechend hohe Erwartungen hatte ich an „Taste Me", eine interaktive Tanzperformance der ägyptischen Künstler Mohand Qader und Moustafa Jimmy. Diese beiden waren auch die Köche, die bereits seit Einlass des Publikums fleißig in der Küche auf der Bühne werkelten. Denn in „Taste Me" schlüpfen Qader und Jimmy in die Rollen von Tänzern und Köchen, die das Publikum auf eine sinnliche Reise durch die fünf Geschmacksrichtungen mitnehmen: süß, salzig, sauer, bitter und umami. Durch Tanz und kulinarische Elemente laden sie die Zuschauer ein, verschiedene Geschmäcker und damit verbundene Emotionen zu erleben, wobei persönliche und kollektive Erinnerungen im Vordergrund stehen. Jede Geschmacksrichtung wird durch spezifische Tanzsequenzen und kulinarische Kostproben dargestellt, die das Publikum aktiv in das Erlebnis einbeziehen. Wer auf seinem Stuhl einen Aufkleber fand, der durfte zum Thema „Freude" auf die Bühne und den frisch gebratenen Fisch probieren. Wir anderen konnten uns an dem Duft des Fisches sowie an einem fröhlichen Tanz zu Mahraganat, populärer Musik auf Basis der Shaabi-Musik Ägyptens, freuen. Ich war begeistert, dass ich nicht nur sehen und fühlen durfte an dem Abend, sondern auch schmecken und riechen. Später gab es auch noch Schokolade zum Probieren. Diese Herangehensweise ermöglicht es den Zuschauern, ihre eigenen Geschichten und Emotionen durch die universelle Sprache der Sinne zu reflektieren. „Taste Me" ist ein Beispiel für die innovative Verschmelzung von Tanz und kulinarischer Kunst, die darauf abzielt, das Publikum auf mehreren Ebenen anzusprechen und eine tiefere Verbindung zwischen Künstlern und Zuschauern herzustellen. Wie wurden durch alle Emotionen geführt - vom fröhlichen Tanz über Gewalt, Wut, Trauer bis hin zum Erbrechen des mühsam Gekochten. Parallel dazu gab es Texte oder Visuals auf einem kleinen Bildschirm in der Mitte der Bühne. In die Realität wurden wir wieder zurückgeholt, als dort die Frage erschien: „Und wie schmeckt eigentlich Hunger?". Damit schloss sich der Kreis zum Beginn der Performance. Jede Aufführung des D-CAFs beginnt mit einer Schweigeminute in Erinnerung an die Opfer in Palästina, Libanon und Sudan. Bei der Frage nach dem Hunger musste ich dann schon tief Luft holen, erinnerte mich aber daran, dass Muslime diese Frage ja im Ramadan eigentlich beantworten könnten. Ich wurde auf Mohand Qader aufmerksam Wenn ich mir überlege, welche D-CAF-Performances ich besuchen und dann darüber berichten möchte, dann muss mich irgendetwas dazu ansprechen. Ich mag Contemporary Dance und Virtual Reality grundsätzlich sehr gerne und bin auch empfänglich für alle Künstler, die aus dem arabischen Raum kommen. In diesem Jahr vor allem auch aus dem Libanon. Auf „Taste Me" wurde ich aufmerksam, weil Mohand Qader mit Olivier Dubois gearbeitet hatte. Das Interview mit Olivier Dubois war Grundlage einer meiner besten Artikel: „ Die Einsamkeit eines Königs ". Mohand Qader war Teil des Workshops „Itmahrag" und lernte Dubois dabei in einer künstlerischen und menschlichen Begegnung kennen, die von großer Kreativität geprägt war. Olivier Dubois, der seit vielen Jahre in Paris und Kairo abwechselnd lebt, brachte mit „Itmahrag“ im Jahr 2021 zum ersten Mal seine einzigartige Sicht auf das heutige Ägypten zum Ausdruck. Das Stück lädt dazu ein, in das Herz eines Tanzes einzutauchen, den Dubois als „entzündend“ beschreibt – ein Tanz des Feuers, das das Blut zum Kochen bringt, Angst macht, oft brennt, aber immer wärmt. Inspiriert von Mahraganat greift „Itmahrag“ die Lebensfreude und Energie der ägyptischen Jugend auf. Mahraganat ist die ägyptische Straßenmusik voller Slang und improvisierter Rhythmen, die überall zu hören ist – in Taxis, bei Straßenhändlern, auf Hochzeiten und Partys, egal ob chic oder bodenständig. In Zusammenarbeit mit B’sarya for Arts in Alexandria und dem Ezzat Ezzat Contemporary Dance Studio in Kairo führte Dubois dreimonatige Tanz- und Musikworkshops für junge ägyptische Künstler durch. Mohand Qader war Teil davon und lernte dort auch Moustafa Jimmy kennen. Ich hatte das Glück, im Anschluss an die Performance mit Mohand Qader ein Interview zu führen zu dürfen Mit ihm traf ich einen jungen Mann, noch keine 30, mit sehr feinen Gesichtszügen und einem entwaffnenden Lächeln. Auf den ersten Blick wirkt er zart, doch als Tänzer strahlt er eine bemerkenswerte Kraft aus, die seiner Erscheinung eine faszinierende Ausstrahlung verleiht. Wir begannen unser Gespräch mit der Idee hinter dem Stück. Sowohl Mohand als auch Moustafa leben mittlerweile nicht mehr in Ägypten. Mohand lebt in der Nähe von Paris, Moustafa inzwischen in Berlin. Sie arbeiteten aber in Paris gemeinsam in einer Küche, quasi als Day-Job. So entstand die Inspiration, Geschmacksrichtungen mit Emotionen zu verknüpfen und auf die Bühne zu bringen. Alle Emotionen des Lebens sollten in ihrem Stück zum Ausdruck kommen – von Liebe über Gewalt bis hin zu Trauer. Ich gebe ihm das Feedback, dass ihnen das aus meiner Sicht wirklich gelungen sei. Durch die Interaktion mit dem Publikum ist jedoch jede Aufführung anders. Die Premiere war etwas voller als die zweite Vorstellung, doch letztere fühlte sich intensiver an. Und immer wieder passiert Unvorhergesehenes: So fing in unserer Vorstellung plötzlich der Inhalt des Mülleimers in der Küche Feuer. Eine Zuschauerin reagierte schnell und löschte den entstehenden Brand. Mohand schmunzelte und meinte, er hätte ihr gern eine kleine kulinarische Belohnung zukommen lassen, konnte sich aber mitten in der Performance nicht mit Moustafa darüber verständigen. Mohand Qader ist ein autodidaktischer Performer. Er studierte ursprünglich Bildende Kunst an der Universität Alexandria und fand über Theaterprogramme zur Tanzkunst. Unter der Leitung von Lucien Arino am Centre Rézodanse entwickelte er seinen Stil weiter. 2018 trat er dem Kollektiv „Khalf40“ unter der Leitung von Mohamed Fouad bei. Schließlich entdeckte ihn der französische Choreograf Olivier Dubois, und Mohand wurde Teil von „Itmahrag“. Mohand stammt ursprünglich aus Kafr asch-Schaich im Nildelta. Ich frage ihn, ob es nicht ungewöhnlich sei, dass sich ein junger Mann aus dem Nildelta dem Tanz widmet. Doch er erzählt, dass seine Familie ihn dabei immer unterstützt habe. Einfach sei das Leben als Tänzer jedoch nicht – weder in Ägypten noch in Paris. Wir sprechen darüber, welche Erfahrungen er mit Olivier Dubois gemacht und wie er diese Zeit erlebt hat. Mona, meine Ansprechpartnerin für die Presse, meinte sogar, dass sie in Qaders Tanzstil ein wenig von Dubois’ Einfluss wiedererkenne. „Taste Me" - Kunst oder Entertainment? Zum Abschluss unseres Gesprächs stelle ich Mohand Qader eine Frage, die mir besonders am Herzen liegt. Mit Olivier Dubois hatte ich einst eine Diskussion über die Frage, ob sein Stück „Memories of a Lord“ Kunst oder Entertainment sei. Für Dubois war der Unterschied klar und er machte das auch sehr entschieden deutlich: Während Entertainment Emotionen weckt, wirft Kunst Fragen auf. Und Dubois macht Kunst. Und Mohand Qader? Wie steht er dazu? Ist „Taste Me" Kunst oder Entertainment? „Beides" war die Antwort. Er erklärt, dass das Interesse des Publikums zunächst geweckt werden müsse – schließlich nutzt die beste Kunst nichts, wenn sich die Zuschauer langweilen. Wenn das Publikum neugierig wird und sich auf die Emotionen einlässt, könne die Kunst fließen und kritische Fragen werden eingebracht. In „Taste Me“ sei die entscheidende Frage letztlich die nach dem Hunger gewesen – als Reflexion auf die Welt um uns herum. Das D-CAF in Kairo zeigt meines Erachtens, dass Kunst dort beginnt, wo Erwartungen durchbrochen werden. Mit Stücken wie „Taste Me“ entstehen Momente, die das Publikum herausfordern und gleichzeitig eine leise, aber intensive Verbindung zu Themen der Gegenwart herstellen – ohne dass es klare Antworten gibt, aber mit Raum, selbst zu spüren und zu reflektieren.

Summ summ summ
Zur Recherche auf der SEKEM-Farm in Ägypten Der Uber-Fahrer bleibt stehen und schaut etwas hilflos. Wir stehen auf einem Sandweg, umgeben von Feldern und Bananenstauden. Und es geht nicht weiter. Wir sind auf dem Weg zur SEKEM-Farm zur Recherche über altägyptische Bienen. Die SEKEM-Initiative wurde 1977 von Dr. Ibrahim Abouleish gegründet. Sie setzt sich für nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Kultur ein und verfolgt das Ziel, Mensch und Natur in Ägypten in Einklang zu bringen. SEKEM war von Anfang an ein Pionier in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und fördert ökologische und soziale Projekte, welche die lokale Gemeinschaft stärken. SEKEM besteht aus insgesamt drei großen Farmen, und wir können uns nicht vorstellen, dass es keine gepflasterte Straße zu diesem Ort gibt. Meine Kollegin Mariam und der Uber-Fahrer steigen aus und fragen jemanden. Wieder zurück, an der Apotheke links rein und dann linker Hand. Die Tore sind verschlossen, und so rufen wir den Imker Islam Siam an, der uns sowohl die Farm als auch das Bienen-Projekt zeigen wird. Wir müssen noch weiter und siehe da, es gibt eine gepflasterte Straße und ein großes Eingangstor zur Hauptfarm. Beeindruckt von der Stille und dem Grün um uns herum machen wir erste Fotos, während wir auf den Imker warten. Obwohl wir über die altägyptische Lamarckii-Biene recherchieren, lassen wir uns die gesamte Farm zeigen. Das ist wichtig, damit wir verstehen, aus welchem Kontext das Projekt entstanden ist und wie es heute betreut wird. Insgesamt laufen wir an diesem Tag sieben Kilometer über das Gelände. Wir kommen am Medical-Center vorbei, in dem nicht nur die Angestellten der Farm, sondern auch Menschen aus den umliegenden Gemeinden betreut werden. Alles ist sauber und leise dort, ganz im Gegensatz zu den oft ärmlichen Verhältnissen in ägyptischen Krankenhäusern. Wir gehen direkt auf ein Gelände zu, in dem die SEKEM-Schulen untergebracht sind. In Ägypten steigt das Bewusstsein für Menschen mit Beeinträchtigungen Neben einer Regelschule bis zur 10. Klasse gibt es etwas, was in Ägypten sonst selten ist: Berufsausbildungsschulen. Für zukünftige Schreiner, Elektriker oder Schlosser beispielsweise. Die Ausbildung dauert drei Jahre, umfasst Theorie und praktische Ausbildung und bietet Perspektiven. Die Absolventen erhalten entweder eine Anstellung auf der Farm oder können sich am freien Arbeitsmarkt nach einer Stelle umsehen. Wir besuchen auch die Kunstlehrer, die uns stolz die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler zeigen. Holz- und Textilarbeiten sind besonders eindrucksvoll und auch für den späteren Alltag hilfreich. Für vierzig Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es eine Schule. Wir schauen beim Kerzenziehen zu und sprechen mit einer Betreuerin über die zunehmende Sensibilisierung in Ägypten für beeinträchtigte Menschen. Noch vor wenigen Jahren war das Wort Inklusion ein Fremdwort, doch inzwischen gibt es mehrere Initiativen. Auch die Familien gehen offener mit dem Thema um und verstecken ihre Kinder mit Behinderungen nicht mehr. Nach einem Spaziergang durch Felder erreichen wir das Open-Air-Theater und die Cafeteria und gehen weiter Richtung Bienenstöcke. Allerdings sind das noch Bienenstöcke und Bienenvölker, wie sie uns aus Europa bekannt sind. Es ist heiß und wir gehen in Richtung Shop. Eigentlich nur, um Wasser zu kaufen. SEKEM ist aber Lieferant der Bio-Produkt-Marke ISIS, und so landen Black-Seed-Honig, Datteln aus Siwa, Dattel-Kokos-Snacks und Tee in unseren Rucksäcken. Weil wir vom Laufen durch die immer noch warme Sonne müde sind, ruhen wir uns in der Kantine bei einem leckeren Mittagessen aus. Es gibt Reis, Huhn, Gemüse, Molohia (grüne Sauce), Salat und frisches Wasser. Lecker. In der Cafeteria treffen wir nicht nur Angestellte, sondern auch zahlreiche Gäste. Die SEKEM-Farm verfügt über ein Gästehaus, das im Jahr 2020 bereits 32 Einzel- oder Doppelzimmer anbieten konnte. Ruhe vom Lärm der großen Stadt und frische Luft gibt es mit dazu. Aus der nahegelegenen Produktionsstätte duftet es nach Kräutern – Kamille, Salbei und Minze Der Duft der frischen Kräuter vermittelt ein Wohlfühl-Erlebnis wie in einem Spa. Dennoch sind wir müde und fahren dann mit dem Auto einige Minuten auf die ehemalige SEKEM-Hauptfarm. Dort erwarten uns wieder großzügige Felder, ein gefühlt riesiges Freilaufgehege für Hühner und endlich auch die Lamarkii-Bienen. Traditionell werden die altägyptischen Bienen in Tonröhren gehalten. Weil das allerdings umständlich ist, hat SEKEM eine Mischung aus europäischen Bienenstöcken und Röhren entwickelt. Der Imker Islam zündet als erstes ein Gewebe an, um mit dem entstehenden Rauch Pheromone zu produzieren, welche die Bienen beruhigen sollen. Meine Kollegin Mariam bekommt einen Imkerhut und darf mit der Kamera ganz nah an den Eingang der Bienenstöcke. Ich bin skeptisch und beeindruckt und halte mich dezent im Hintergrund. Wir dachten, dass dieses bereits ein tolles Erlebnis sei, doch wir wurden noch viel mehr überrascht. Islam öffnete den ersten Bienenstock und nahm eine Wabe heraus. Mariam spricht nicht nur fließend Arabisch und hörte gespannt den Erklärungen des Imkers zu. An der Uni hat sie auch Videoproduktion gelernt. Ich schau ihr bewundernd zu denke mir, dass so aus der Nähe ganz unglaublich spannende Bilder und Videos entstehen müssen. Die Merkmale der Bienen, ihre Arbeit in den Waben, die Königin des Bienenvolkes und die verschiedenen Farben der Waben und vieles mehr erfahren wir bei diesem Besuch. „Sie hat Angst, ich locke sie mit Honig" Mariam kommt so nah an die Waben heran, dass sie mit dem Finger direkt aus der Wabe den Honig heraus probieren kann. Der Imker merkt, dass mir die Bienen nicht ganz geheuer sind. „Sie hat Angst, ich locke sie mit Honig" sagt er zu Mariam und kommt mit einer Wabe auf mich zu. Mit viel Mut und noch mehr Respekt nehme ich dann mit dem kleinen Finger tatsächlich einen Tropfen Honig aus der Wabe. Köstlich. Und stolz bin ich auch. Nachdem ich diese Mutprobe bestanden habe, bekomme ich dann von einem Mitarbeiter auch einen Imkerhut und erlebe dann die Bienen ebenfalls hautnah. Ein sehr beeindruckendes und für mich erstmaliges Erlebnis. Der Besuch endet mit einem Interview, in dem Islam nochmal sein Wissen über die ägyptischen Bienen und das SEKEM-Projekt zusammenfasst. Bevor wir an der „Universität für nachhaltige Entwicklung" in Heliopolis Angela Hofmann treffen, fahren wir noch über den dritten Farmbereich. Mariam hat noch genug Energie, um den Kühen einen Besuch abzustatten, ich bleibe müde im Auto sitzen. Nach einer Stunde etwa, diesmal nicht über Sandwege, sondern über gepflasterte Zufahrtsstraßen, erreichen wir die Universität. Frau Hofmann ist an der Initiative zur Rettung der altägyptischen Biene federführend beteiligt. Sie erzählt, dass es vor etlichen Jahren bereits einen Versuch gab, die Vorteile der ägyptischen Biene mit denen der europäischen Biene zu vereinen. Man versprach sich eine gegen die Varroamilbe resistente und dennoch ertragreiche Honigbiene . Weil man sich den Bienen selbst überlassen hatte, erhielt man jedoch krankheitsanfällige Bienen, die nur wenig Honig gaben. Von den noch vor zehn Jahren existierenden 100.000 Lamarckii-Bienenvölkern gibt es heute nur noch etwa 1.000 Völker. Ein neu gegründeter Bienenverein in Kairo und Umgebung sowie Überlegungen zum Erhalt der Genetik der Lamarckii-Biene soll das Überleben der Bienen retten. Wir erfahren die Hintergründe des Projektes und verlassen die Heliopolis-Universität mit dem Wissen, welche Fragen wir dem Experten, Günter Friedmann, über die Lamarckii-Biene im kommenden Interview zu stellen haben. Neben der hautnahen Begegnung mit den ägyptischen Bienen hat mich besonders die Ruhe und das Grün auf der Farm beeindruckt. Obwohl so ein Recherche-Tag viel Vor- und Nacharbeit erfordert, ist er eine gelungene Abwechslung zum Texte schreiben im Homeoffice. Ich freue mich auf die noch anstehenden Interviews und Gespräche und auf die dann folgende Reportage.

Grüße vom Vater aus Gaza
Es ist Montag, der 7. Oktober 2024 - ein Jahr nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Als freie Journalistin, aber vor allem als Kulturmanagerin im Nahen Osten, bekomme ich hautnah mit, was sich in diesem Jahr verändert hat. Scrolle ich morgens durch die News, muss ich mit ansehen, wie sich die Länder, in denen ich Freunde und Teamkollegen habe, alle gegenseitig beschießen. Selbst Beirut wird nicht verschont, ein ehemaliger Sehnsuchtsort in der „Schweiz des Nahen Ostens". Ob meine Teamkollegin von dort unversehrt ist, erfahre ich über Social Media oder ich schreibe sie direkt an. Die meisten posten regelmäßig updates, dann wissen wir, es ist soweit es geht erstmal alles in Ordnung. Von Lilas habe ich jetzt einige Tage keine Rückmeldung. Das kann daran liegen, dass sie keinen Strom oder kein Internet hat, dass sie Hilfe leistet oder mit dem inzwischen kaum noch vorhandenen Alltag beschäftigt ist. An Team-Meetings kann sie seit zwei Wochen nicht mehr teilnehmen, der Bandwettbewerb für Libanon ist „on hold". Würde sie sich jetzt weiterhin mehrere Tage nicht melden, würden wir beginnen, ihr Umfeld nach ihr zu befragen. Zuerst diejenigen Freunde, die mit ihrer Tätigkeit in unserem Team zu tun haben, beispielsweise Bands. Kommen die nicht weiter, werden engere Freunde und letztendlich die Familie kontaktiert. Die Gemeinschaft hat hier - auch aus der Not heraus - einen ganz anderen Stellenwert als ich es aus Deutschland gewohnt war. Ich erinnere mich an das Jahr 2013, als ein Freund nicht mehr ans Telefon ging und quasi verschwunden war. In schwierigen Zeiten, oder wenn bekannt ist, dass es jemandem nicht gut geht, wird hier niemand geghostet. Ich bekam nach wenigen Tagen einen Anruf von einem Bandkollegen, ob ich wisse, wo der Freund sei und ob er sich bei mir gemeldet hätte. Als ich das verneinen musste, fingen die Bandkollegen an, seine typischen Cafés abzufahren und nach ihm zu suchen bis sie schließlich mit Arbeitskollegen und der Familie Kontakt aufnahmen. Bei den meisten ist das nicht notwendig, denn über die Sozialen Medien sind die Menschen ziemlich präsent. Yaron - siehe auch meinen Artikel zu Lilas und Yaron - unternimmt verzweifelte Versuche, mir zu zeigen, dass es tatsächlich das Militär und die Regierung Israels sind, die für das ganze Debakel verantwortlich sind. Und dass es auch in Israel Menschen gibt, die nicht nur gegen den ganzen Krieg sind, sondern humanitäre Hilfe für Palästinenser leisten und protestieren und versuchen, noch mehr Blut zu verhindern. Gaza ist in den Medien im Moment fast vergessen. Saudi Arabien und die Golf-Staaten sind noch nicht direkt betroffen, aber im Team-Meeting war das nicht wirklich lustig gemeint, als mein Kollege aus Bahrain meinte „Hoffentlich kann der Band-Wettbewerb noch vor dem dritten Weltkrieg stattfinden". Die US-Marine steht in Position, und auch Israel hat vor dem Libanon ihre Flotte positioniert. Gaza ist plötzlich ganz nah In Kairo vor Ort ist im Alltag von all dem und vom Tag des 7. Oktober nicht viel zu merken. Aber es gibt eine Ausstellung im Stadtteil Maadi im Darb15, einem kleinen Kulturzentrum im Souterrain eines Hauses in einer Nebenstraße. Das Thema lautet „Gaza Habibti" - „Gaza, meine Liebe". Wir wussten, dass es um eine Fotoausstellung mit Bildern palästinensischer Fotografen geht. Es war ein Abend mit viel Staunen und auch etwas Unbehagen. Das Kulturzentrum besteht nur aus einem mit Zeltfahnen bedeckten Eingang und zwei kleinen Räumen. Der erste Raum zeigt die Fotografien, im kleineren, zweiten Raum werden Videos von Menschen aus Gaza gezeigt. Erwartet hatten wir typische Kriegsbilder mit Zerstörung und Verletzten. Stattdessen finden wir Bilder der Hoffnung und der Freude, kurze Momente in all diesem Elend und sind mehr als überrascht. Leider leben die meisten der abgebildeten Personen nicht mehr, und ihre Bilder sollen in Erinnerung bleiben, damit die Menschen und die Geschichten aus Gaza nicht vergessen werden. Wir haben die Gelegenheit, mit zwei Fotografen zu sprechen - mit Abdulrahman Zaqot und Salama Younis. Abdulrahman zeigt uns sein Bravourstück, das im Eingangsbereich hängt. Eine Aufnahme aus Rafah direkt an der Grenze zum Sinai. Stromkabel dienen zum Schwung holen, um über die Grenze zu gelangen. Wir wissen nicht, was wir sagen sollen. Wir wohnen auf der anderen Seite. Und es fühlt sich unwirklich an, mit einem jungen Mann zu sprechen, der diese Bilder aus Gaza machen konnte. Er war tatsächlich dort. „Komm mit", sagt er und geht mit uns in den Hauptraum. Dort hängen unzählige Polaroid-Bilder von Verstorbenen. Eines nimmt er in die Hand. „Das war mein Freund. Er war Journalist." Ich lasse mich vor den vielen fremden Gesichtern fotografieren und bin unsicher, was ich dabei denken oder fühlen soll. Sprachlosigkeit, dem so nah zu sein. Und Hilflosigkeit, dem so untätig gegenüberstehen zu müssen. Tasnim und ihre Schwester sind auch in Rafah über die Grenze gelangt. Sie studieren Medizin und Ingenieurwesen, jetzt an der Universität in Kairo. Tasnim spricht uns an, weil sie uns Deutsch sprechen hört. Sie erzählt, sie wären 40 Tage in Rafah gewesen, bevor sie nach Ägypten kamen. Wie sie das genau geschafft haben, hat sie nicht erzählt. Es kursieren aber Gerüchte, dass es Schlepper gibt, die Menschen aus Gaza gegen Bezahlung nach Ägypten brächten. Das aber sind, wie gesagt, Gerüchte. Der Vater aus Gaza hat mir alles Gute gewünscht Fasziniert, dass wir Deutsche und Besucher der Ausstellung sind, ist auch die Familie von Dala. Während ich in den Ausstellungsraum zurückgehe, kommt meine Freundin etwas verwirrt auf mich zu. „Der Vater in Gaza hat mir gerade alles Gute gewünscht", sagt sie. Das sei echt ein merkwürdiges Gefühl, denn eigentlich müsse es ja umgekehrt sein. Ich lerne Dala und ihre Familie kennen. Wieder Menschen aus Gaza. Dala ist im Krieg geboren und jetzt 10 Monate alt. Die Familie zeigt mir auf dem Handy Bilder aus dem Krankenhaus. Die ältere Schwester hält sich auf dem Foto die Ohren zu, denn es gab während der Geburt Bombenalarm. Der Vater zeigt sein Haus in Gaza Stadt vor und nach einem Angriff und berichtet, dass zahlreiche Menschen in den Schutt zurückgekehrt seien, um Vermisste zu suchen und die Häuser wieder aufzubauen. Auch ich soll mit dem Vater der Mutter, also Dalas Opa, telefonieren und spreche mit einem mir fremden, freundlichen Mann, der mir fröhlich zuwinkt und der von mir nicht mehr weiß, als dass ich eine Deutsche auf einer Ausstellung bin. Es gibt ein bisschen Smalltalk. Ob es ihm gut geht, dass er eine hübsche Tochter und Enkelin hätte und viele Grüße und alles Gute. Er freut sich sicher, dass es seiner Familie gut geht, aber warum er sich freut, mich zu sehen, ist mir ein Rätsel. Die ganze Situation war für mich zu überraschend und überwältigend, so dass ich dem Vater keine weiteren Fragen gestellt habe. Wir alle sprachen mit der Familie und hörten aus dem Alltag aus Gaza. Wir erfahren, dass Dalas Vater Krebs hatte, weil er bereits vor Jahren auf eine Uran-Munition getreten war. Seine Hand ist bis heute verletzt. In Ägypten leben sie bei Verwandten. Das Vermissen von Menschen ist in Gaza Alltag geworden, und es gibt niemanden mehr, den man nach dem Verbleib fragen könnte. Ansonsten ist Gaza Ägypten sehr ähnlich. Die Menschen sprechen dieselbe Sprache, die Wohnungen, die wir gezeigt bekommen, sehen von außen und auch bezüglich der Einrichtung aus wie hier in Kairo um uns herum. Und die Kinder, die herumtoben oder sich auf der Ausstellung langweilen, sind von ägyptischen Kindern nicht zu unterscheiden. Der Fotograf Salama Younis zeigt mir sein Foto vom Strand von Gaza, an dem jetzt Menschen leben und nicht mehr sorglos gebadet wird. Spaß beim Baden haben aber die beiden Jungen auf dem Foto, die in einer Waschschüssel sitzen und sich im Wasser abkühlen, dass zuvor zum Wäsche waschen genutzt wurde. Die Leitung, die auf dem Bild zu sehen ist, ist eigentlich eine Wasserleitung. Funktioniert sie nicht, wird das Wasser in den weißen Eimern angeschleppt. Einige Besucher beäugen uns argwöhnisch Wir waren zu viert auf der Ausstellung, drei davon inklusive mir Deutsch. Und ich hatte das Gefühl, dass das nicht jeder gut fand. Mit Mohammed von „Untold Palestine", Organisator des Events, kam ich nur schleppend ins Gespräch. Obwohl wir feststellten, dass wir einen ähnlichen Blick auf die Dinge haben. Wenn wir Deutsch sprachen, wurden wir wie von Tasnim oder Dalas Familie begeistert, von anderen aber eher argwöhnisch beäugt. Das Gespräch suchten nur wenige. Und die junge Frau mit Palästinensertuch, die auf mich zukam, hatte dann auch gleich eine Rüge für mich. Ich trank eine Pepsi Light, denn ich liebe Getränke mit Sprudel, und alle anderen Softdrinks sind mit Zucker. Leider könnte man das als kulturell unsensibel einstufen. Gedankenlos würde ich es nennen. Ich wurde gefragt, ob ich es denn wohl passend finden würde, auf so einem Event eine Pepsi zu trinken. Ob ich denn nicht wisse, dass Pepsi einer der größten Unterstützer Israels und für Waffenlieferungen sei? Ehrlich gesagt - nein. Ich bedankte mich aber, dass sie mich darauf aufmerksam gemacht hatte. Und dann wurde mir auch sehr deutlich der Weg zum Mülleimer gezeigt, wo ich die Pepsi-Dose entsorgen musste. Das empfand ich jetzt ein wenig als übergriffig, kam mir aber gleichzeitig auch dumm vor, dass mir das aus Gedankenlosigkeit passiert war. Ihr Argument war, dass man alles tun müsse, um Gaza zu unterstützen. Es gäbe alternative Produkte. PepsiCo erklärt auf seiner Internetseite folgendes: PepsiCo engagiert sich für humanitäre Hilfe in Israel und Gaza, indem das Unternehmen auf die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Mitarbeitenden achtet und schnelle Unterstützung für die Betroffenen leistet. Die PepsiCo Foundation hat eine Spende von 1 Million US-Dollar für Hilfsorganisationen bereitgestellt und Mitarbeiterbeiträge für die Region verdoppelt, um gemeinsam über 3 Millionen US-Dollar an Hilfsgeldern zu sammeln. PepsiCo ist aber durch seine Beteiligung an Sodastream, einem israelischen Unternehmen, das in den besetzten Gebieten tätig war, in den Fokus internationaler Kritik geraten. Wirtschaftliches Engagement wird häufig politisch bewertet. Daher bei vielen Menschen diese Haltung gegenüber US-Unternehmen beispielsweise. Der Kulturherbst als Chance Während ich die Ausstellung verlasse, denke ich an meine Freunde in Beirut, an die Geschichten aus Gaza und die vielen Menschen, die in all dem Chaos ihren Alltag meistern. Ob Lilas sich inzwischen gemeldet hat? Ob sie sicher ist? Diese Fragen begleiten mich, ebenso wie die Bilder, die ich hier gesehen habe – Bilder, die trotz aller Zerstörung Momente der Freude und Hoffnung einfangen. Es ist nicht schwer zu erkennen: Es sind nicht die Menschen, die den Krieg wollen. Und Ideologien lassen sich meines Erachtens nicht mit Waffen bekämpfen. „Wenn sich Israel verteidigen muss – warum töten sie uns alle?“, fragte Dalas Vater. Eine Frage, die sich immer mehr Menschen in der Region stellen. Warum sind Kriege im Jahr 2024 noch notwendig? Es ist ein Machtspiel der Mächtigen, das die Unschuldigen trifft. Was wir tun können, ist Bewusstsein zu schaffen – für die Menschen, die in diesem Konflikt leben. Und genau das versuchen Kunst und Kultur und auch Journalisten zu leisten. In Kairo beginnt diese Woche der Kulturherbst, der eine wichtige Plattform bietet, um Geschichten wie die aus Gaza sichtbar zu machen. Dazu gehört die CIAD-Ausstellung (ab 10.10.), das „Downtown Contemporary Art Festival“ (D-CAF) (ab 17.10.), das „Cairo Jazz Festival“ (ab 31.10.) und die Ausstellung „Forever is Now IV“ (ab 24.10.). Ahmed El Attar, der künstlerische Leiter des D-CAF, sieht in Kunst eine gesellschaftliche Verantwortung. In einer Presseerklärung betonte er, dass das Festival in diesem Jahr besonders von den tragischen Ereignissen in der Region – in Palästina, Libanon, Jemen und Sudan – beeinflusst wird. Dennoch bleibt das D-CAF ein Zeichen der Hoffnung und Resilienz. Es zeigt, wie Kunst in schwierigen Zeiten nicht nur ein Mittel des Ausdrucks, sondern auch ein Werkzeug für den Dialog sein kann. Ein besonderes Highlight des D-CAF ist die Zusammenarbeit mit der „MBC Academy for Training". Neun junge Fachleute aus der arabischen Welt werden geschult und in die Organisation des Festivals eingebunden. Solche Programme eröffnen jungen Künstlern neue Möglichkeiten, ihre Arbeiten international zu präsentieren und ein Bewusstsein für die Herausforderungen der Region zu schaffen. Auch Premieren wie „Taste Me“, eine ägyptisch-französische Co-Produktion, sowie weitere Performances aus Ungarn und Frankreich tragen dazu bei, lokale und internationale Perspektiven zusammenzubringen. Seit 2014 besuche ich das D-CAF, und es war immer ein Ort der Begegnung, besonders im vergangenen Jahr. Künstler aus Palästina, Tunesien, Burkina Faso und Syrien gaben dem Festival eine internationale Vielfalt, die zeigt, wie Kultur Brücken bauen kann. Diese Emotionen begleiten mich, als ich die kleine Ausstellung „Gaza Habibti" in Maadi verlasse. Es ist schade, dass diese Ausstellung in einem so kleinen Rahmen stattfinden musste. Aber die Emotionen, die sie hinterlassen hat, sind umso größer.