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Autorenbild@Nika

Petition gegen Rechts


Ich glaube an die Synchronizität des Lebens. Wer nicht weiß, was das ist, Julie Cameron "Der Weg des Künstlers" lesen. Was wir in die Welt senden, kommt zu uns zurück. Wie es in den Wald hineinschallt... den Spruch kennt jeder seit seiner Kindheit. Gestern erst hatte ich mir gewünscht, in 2024 möge wieder mehr Menschlichkeit herrschen, und siehe da, heute konnte ich dafür etwas tun.


Ich habe die Ägypter, vor allem in den Jahren des arabischen Frühlings, lange beneidet. Dass sie etwas haben, wofür sie kämpfen können. Wofür sie auf die Straße gehen. Ich durfte da offiziell nicht mit, aber selbstverständlich waren wir Ausländer*innen auch dabei wann immer es möglich war. Und so eine Masse entwickelt schone eine eigene Dynamik, was es ja eben auch gefährlich macht. Nur waren die ägyptischen Revolutionen und Demonstrationen nicht meine. Solidarisch und eher ein Abenteuer im damals noch sehr fremden Land. Aber dafür sind sie eigentlich ja nicht da. Und zugegebenermaßen kann ich das eigentlich überhaupt nicht leiden. Charity-Tourismus zum Beispiel. In ein Entwicklungsland fahren und sich Kinderheime angucken. Ist das ein Zoo oder was? Ich rede nicht davon, dass sich jemand für Kinderheime engagiert und dort Spenden abgibt, sich mit den Kindern beschäftigt oder ähnlich. Als ich drei Monate in Brasilien war und für das Kinderdorf Tangua in der Nähe von Rio gearbeitet habe, da wurden mir die anderen Projekte auch vorgestellt. Aber nicht, um neugierig zu sein, sondern zu erfahren, welchen Umfang und welche Art das Sozialprojekt hat, dessen Teil ich für einige Zeit sein durfte.


Nachdem hier in Kairo ein Auf-die-Straße gehen, sei es aus Solidarität zu den Menschen mit denen ich hier lebe oder um wirklich für oder gegen etwas zu stehen, derzeit eher unklug wäre, hatte ich immer das Gefühl, mir sind die Hände gebunden. Außer zu schreiben. Aber auch das lassen sie mich hier ja nicht so, wie ich das manchmal gerne möchte.


Nach zehn Jahren ohne Lebensmittelpunkt in Deutschland wundere ich mich inzwischen in Deutschland über etliches. Erschreckend finde ich die Entwicklung, aus Protest rechts zu wählen. Wer die Demokratie nicht zu schätzen weiß, der kann gerne eine Zeit lang in Ägypten leben, wo ein Großteil der Bevölkerung - berechtigter- oder unberechtigterweise - Sorge hat, für seine Rechte einzustehen. Proteste gegen Stromausfall? Steigende Preise? Arbeitslosigkeit? Fehlende soziale Unterstützung? Überfüllte Schulen? Das Land nur auf dem Luftweg verlassen zu können und dafür ein Visum zu benötigen? Witze über Polizei oder Politik machen? Besser nicht. Stabilität und Ruhe im Land hat - wahrscheinlich aus Sicht derer, die das durchsetzen, auch berechtigt - oberste Priorität. Neben all den derzeit wirtschaftlichen Herausforderungen auch noch soziale Unruhe, ich weiß nicht, ob das dem Land helfen würde und wie Ägypten dann damit umgehen sollte. Klingt ein bißchen wie Chaos, und das hatten wir hier ja auch schon.


Also zusammengefasst. Ich bin absolut gegen eine rechte Regierung und gegen diejenigen, welche diese ermöglichen wollen und können. Und die Demokratie und Meinungsfreiheit gefährden. Herr Wilders in den Niederlanden hat ja bereits verkündet, dass Budgets für Kunst und Kultur gestrichen und Muslime und Moscheen verboten werden sollen. Für den Fall, dass er regieren wird. Und der Fremdenhass, den die AfD in Deutschland schürt, finde ich auch unerträglich. Ja, Deutschland hat viele Probleme durch einen hohen Migrationsanteil. Aber meiner Meinung nach lässt sich dieser nur durch Kommunikation und Bildung lösen. Mit jedem Menschen, der beispielsweise aus einem orientalisch und/oder patriarchisch geprägten Land nach Deutschland kommt, tritt ein Kulturschock ein. Die Menschen hier leben anders, denken anders, lieben und streiten anders, haben andere Werte und einen anderen Tagesrhythmus. Vor allem, bei denjenigen Menschen mit niedrigem Bildungsstand, werden die dadurch entstehenden Probleme des Heimatlandes nach Deutschland mit immigriert. Das zeigt sich in Deutschland dann in Schulen, in der Gesellschaft, in der Politik. Denn die Menschen mit niedrigem Bildungsniveau wissen von Deutschland oft nicht mehr, als das, was sie auf TikTok sehen. Dem aber mit Hass zu begegnen und dadurch auch radikale Ansichten auf beiden Seiten zu forcieren, finde ich falsch.


Während ich das so schreibe, denke ich, dass es in Deutschland für mich doch einiges zu tun, zu recherchieren und zu schreiben gibt, vor allem mit meinen zehn Jahren Erfahrung hier aus Kairo. Nachdem ich derzeit gegen Rechts aber nicht auf die Straße gehen kann, noch bin ich ja in Kairo, habe ich heute eine Petition unterschrieben. Und zwar


Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen!


Es haben bereits über 235.000 Menschen laut WeAct, der Petitionsplattform von Campact, unterzeichnet. Ich habe das beispielsweise mit einer E-Mail-Adresse über iCloud gemacht, die für solche Zwecke eine anonymisierte Mailadresse generiert. Für alle diejenigen, die nicht möchten, dass ihre bekannte E-Mail-Adresse in einer Petitionsliste steht. Mit mehr als 235.000 Unterschriften liegt diese Petition damit höher als die erfolgreichste Online-Petition des Jahres 2022. Jetzt kommt doch die Journalistin in mir wieder durch. Laut Statista war im Jahr 2022 mit 206.667 Unterschriften die Online-Petition "Gesundheitsreform für eine bessere Pflege zum Schutz der Pflegebedürftigen" die erfolgreichste. Die Petition gegen Herrn Höcke möchte 300.000 Unterschriften erreichen und fordert auf

Stoppen Sie den Faschisten Björn Höcke: Veranlassen Sie, dass die Bundesregierung beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf Grundrechtsverwirkung nach Artikel 18 GG stellt.

Was damit genau gemeint ist, wird auf der Petitionsseite inklusive Quellenangaben erläutert. Zusammengefasst soll, weil Herr Höcke nachweislich die Demokratie in Deutschland gefährdet, erreicht werden, dass Herr Höcke weder wählen noch gewählt werden darf. Im nächsten Jahr sind Landtagswahlen in Thüringen, und es gilt zu verhindern, dass Herr Höcke diese mit der AfD gewinnt.


Nach der Abgabe meiner Online-Stimme erreichte mich folgende E-Mail der Initiatorin mit der Bitte, diese per Mail weiterzuleiten. Stattdessen veröffentliche ich diese gerne hier:


Liebe Freund*innen,
ich habe gerade die Petition 'Wehrhafte Demokratie: Höcke stoppen!' auf WeAct unterschrieben und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch mitmacht.
Je mehr Menschen die Petition unterstützen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Erfolg hat. Hier könnt ihr mehr erfahren und unterzeichnen:
Vielen Dank!
Monika


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