top of page
  • Autorenbild@Nika

Kein Weihnachtsbasar oder was?

Aktualisiert: 27. Jan. 2021

Heute, am letzten Freitag im November, hätte, wie jedes Jahr, der Weihnachtsbasar an der DEO, der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo, stattfinden sollen. 1977 fand der erste Weihnachtsbasar an der DEO statt, dieses Jahr, 2020, fällt er Corona bedingt aus. Jedes Jahr kamen zig tausend Besucher zum größten Weihnachtsmarkt in Kairo. Für die DEO als Begegnungsschule ist der jährliche Weihnachtsmarkt eine weitere Plattform für interkulturelle Begegnungen. Ägyptische Handwerkskunst trifft hier auf deutsche Adventskränze, Glühwein, Dominosteine und Sauerkraut. Ich war jedes Jahr bei den sogenannten Turmbläsern dabei, einem kleinen Posaunenchor, der auch in der deutschen Gemeinde in den Gottesdiensten auftrat. Jede volle Stunde tönte "Macht hoch die Tür" und "Oh Du Fröhliche" neben anderen bekannten Advents- und Weihnachtsliedern von den Gebäude verbindenden Brücken auf dem Schulgelände. Bei strahlendem Sonnenschein und oft 25 Grad kam bei mir nie so richtig Weihnachtsstimmung auf. Aber meistens ging ich mit einem Adventskranz, zwei Töpfen Sauerkraut und kleinen Geschenken nach Hause. Neben vielen freiwilligen helfenden Händen aus der deutschen Gemeinschaft in Kairo, ist es für alle Lehrerinnen und Lehrer der DEO eine Selbstverständlichkeit, bei diesem jährlichen Event dabei zu sein. Denn der Erlös des Weihnachtsbasars, beispielsweise aus den Eintrittsgeldern, kommt alljährlich rund 30 sozialen Projekten landesweit in Ägypten zugute. Auch die deutsche evangelische Kirchengemeinde ist jedes Jahr mit ihrem sogenannten Kirchenzelt mit dabei. Hier konnte man im letzten Jahr zur jeden vollen Stunde einer Weihnachtsgeschichte lauschen, die nicht nur von abwechselnd Vorlesenden aus der Schule, beispielsweise von Hanna Hartmann, Leiterin der Bücherei, vorgetragen wurden. Hier las auch der deutsche Botschafter für die Kleinen.


Man mag diskutieren, ob die eine oder andere Maske jetzt besser oder schlechter vor der Ansteckung mit Coronaviren schützt. Dass Abstand zu den Mitmenschen die sicherste Methode ist, das Infektionsrisiko zu reduzieren, ist unumstritten, denke ich. Daher hat die DEO neben Konzerten, Laternenfest, Klaus-Heller-Lauf und weiteren Veranstaltungen auch den Weihnachtsbasar in diesem Jahr streichen müssen. Wer dennoch gerne für die sozialen Projekte spenden möchte, darf sich gerne an die deutsche evangelische Kirchengemeinde wenden.


Meine Weihnachtsdeko beschränkt sich in diesem Jahr auf einen schönen Weihnachtsstern neben dem Kamin. Die Einkaufszentren in und um Kairo sind geöffnet, wenngleich auch mit Ladenschlusszeit, ich glaube 22.00 Uhr. Zumindest in Downtown machen, bis auf Kioske und Lebensmittelgeschäfte, alle Geschäfte um 22.00 Uhr zu. Außerdem gibt es offiziell in Downton immer noch keine Shisha. Für Kairo ist das bereits ein kleiner Lockdown. Veranstaltungen zum Thema "Christmas" finden sich in Facebook vorrangig für Shopping-Events in Einkaufszentren. Dafür häufen sich sogenannte "Virtuelle Weihnachtsmärkte". Handwerkskunst, Dekorations- und Geschenkartikel werden online auf verschiedenen Plattformen zu einem vorgegebenen Zeitrahmen angeboten, zum Teil auch versteigert. Auch hier fließen einige Erlöse in soziale Projekte.


Den typischen Weihnachtsduft und kulinarische Genüsse können Online-Events jedoch nicht ersetzen. Im Swiss-Club-Cairo findet der alljährliche Weihnachtsbasar heute dann auch tatsächlich statt. Ich frage eine Chorkollegin und Mitveranstalterin, wie Ihre Überlegungen zum Thema Corona und Weihnachtsbasar waren. Zum einen sei der Weihnachtsbasar wesentlich kleiner, als beispielsweise der an der DEO, zum anderen müssen Gehälter gezahlt werden, so ihre Antwort. Sie hätten für die Weihnachtsmusik Künstler engagiert, damit auch Kulturschaffende etwas davon haben. Vor dem Hintergrund, dass im Laufe des Jahres auch der Schweizer Club schließen musste und bis heute nur mit beschränkten Kapazitäten, die Hygiene- und Abstandsregeln einhaltend, öffnen durfte, eine nur allzu verständliche Perspektive. Es sei Maskenpflicht, und ich könne gerne vorbei kommen. Angesichts der Tatsache, dass mich unsere Schulärztin wegen eines leichten Hustens vor drei Tagen vorsichtshalber nach Hause geschickt hatte, verzichte ich. Stattdessen bin ich am nächsten Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt vom "Culture Wheel" in Zamalek anzutreffen. Ich unterstütze mit weiteren Kolleginnen Hanna Hartmann, die nicht nur die Bücherei, sondern auch das Sozialkomitee der DEO leitet. Mit Produkten aus Projekten, die sie mit ihrem Team betreut, wird sie Freitag und Samstag mit einem Stand dort vertreten sein. Maskenpflicht ist eine Selbstverständlichkeit, und es wird Zeitfenster pro Besucher geben, damit es nicht zu voll wird. Nachdem die meisten Aktivitäten in Kairo auch immer noch draußen stattfinden können, freue ich mich darauf. Und vielleicht erhasche ich dann doch noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk.

bottom of page