München im Winter bietet nach mehr als zehn Jahren Kairo zahlreiche Herausforderungen: Handschuhe, Strumpfhosen, Schnee, Ladenöffnungszeiten, Feiertage und mehr. Die bisherigen Deutschland-Aufenthalte haben sich eher nach Tourismus angefühlt. Diesmal ist es anders. Ich schaue mir München an, um herauszufinden, ob ich hier zukünftig wieder - zumindest teilweise - leben und arbeiten möchte. Und in den letzten zehn Jahren hat sich viel verändert. Dennoch bietet München einen Luxus, den ich zukünftig auch nicht mehr missen möchte. Ich schlendere durch die Stadt und die Kaufhäuser und denke an Kairo. Wie auch in der Vergangenheit auch schießt mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: „Wenn Ihr wüsstet, was Ihr alles nicht habt." Ob man das alles benötigt, sei dahingestellt. Aber ich kann mir hier selbst aussuchen, ob ich davon etwas haben möchte oder nicht. Und bin nicht darauf angewiesen, zu nehmen, was ich bekomme.
Zum Thema Ernährung habe ich mich für das sogenannte „Clean Eating" entschieden. Essen ohne Konservierungsstoffe, ohne Weißmehl und raffinierten Zucker und möglichst keine verarbeiteten Lebensmittel - und wenn, dann Bio. Käse zum Beispiel. Das ist aufwendig, schmeckt aber und tut hoffentlich der Figur und der Gesundheit gut. Im Gespräch mit meiner Mitbewohnerin haben wir uns dann für eine wöchentliche Gemüsekiste entschieden. Die Idee hat mir schon immer gefallen, und ich frage mich, warum ich die in Kairo nicht bekomme. Bio und regional sollte sie sein und ausreichend für zwei Personen. Gesagt, getan, online bestellt und bezahlt, und heute kam die Obst- und Gemüsekiste an.
In der Winter-Gemüsekiste sind viele Knollen und Wurzeln
Und sie ist tatsächlich sehr regional und sehr winterlich. Als einziges Obst gibt es Äpfel. Klar, Bananen sind in München nicht regional. Viele Knollen in allen möglichen Farben. Gelbe Beete - noch nie gehört. Schwarzer Rettich. Hokkaidokürbis, puh, den kenne ich. Chicorée auch, Sellerie, Kartoffeln, Weißkohl und Karotten auch. So, und nun? Da stehen wir nun mit vielen Knollen und haben den Gedanken, dass sich so die Menschen vor der Globalisierung im Winter ernährt haben. Heute gab es - noch vor der Lieferung der Gemüsekiste - eine Karotten-Ingwer-Kokos-Suppe. Es hindert uns ja niemand daran, Gewürze und weitere Zutaten im Super- oder Biomarkt ergänzend zu erstehen. Also, Kartoffeln und Karotten werden gegessen, die Äpfel sowieso. Äpfel gehören zwischendurch zum Tag dazu und kommen auch ins Müsli. Gelbe Beete sollen so schmecken wie Rote Beete - ok, dann lieber nicht. Sellerie kommt in die Kohlsuppe. Ach, das wird eine spannende Woche.
Für Gemüsekisten-Anfänger wie mich gibt es ein Begleitheft
Das Begleitheft informiert nicht nur über das saisonale Obst und Gemüse das zur Verfügung steht. Zudem gibt es Rezepte und Lagerungstipps, damit sich alles möglichst auch die ganze Woche hält.
Aber was bitte macht man nun mit Schwarzem Rettich? Man kann ihn zur Brotzeit dazu essen, nur gibt es ja derzeit für mich keine Wurst. Aus Schwarzem Rettich kann man aber auch Salat machen. Mit Joghurtsauce, Zwiebeln und Gewürzen, etwas Süße wie Honig und Orangensaft. Und das war richtig lecker. Empfohlen wird dazu eine Scheibe Bauernbrot mit dick Butter darauf. Das war leider nicht im Haus. Ich bin neugierig, was wir aus der Gemüsekiste alles zaubern werden und wie die Kiste in der nächsten Woche bestückt sein wird.
Comments